IO „For the Masses“ / VÖ 01.08.2008

 

 

Manchmal holt einen seine Vergangenheit einfach ein – ob man will oder nicht. Das gilt auch (oder im Besonderen?) in der Musikindustrie. Denn mit IO versuchen sich ¾ der mittlerweile aufgelösten Publikumslieblinge von den Guano Apes an einem neuen Bandprojekt, nachdem zwei der Jungs sich bereits vor wenigen Jahren mit Tamoto versucht haben und nach mäßigen Erfolgen und einer rückblickend betrachtet nicht wirklich erwähnenswerten Platte wieder die Segel gestrichen haben.

 

Dabei sollte den Musikern klar sein – und das gilt auch für ihre ehemalige Sängerin Sandra Nasic, deren erstes Soloalbum durchaus seine Momente hat - , dass sie die alte Magie der späten 90er bzw. ersten 2000er Jahre wohl nie wieder (getrennt voneinander) erschaffen werden können. Dies liegt weder an den kompositorischen Fähigkeiten der Ex-Äffchen und schon gar nicht am neuen Sänger Charles Simmons, einem US-Amerikaner mit ausdrucksstarker und wandelbarer Rock-Stimme. Es ist schlicht dieses nicht konstruierbare gewisse Etwas, das den überwiegend durchaus gelungenen Kompositionen auf „For the Masses“ im Vergleich mit den Hymnen vergangener Tage fehlt. Trotzdem sind das baladesk angehauchte „In You“ oder aber schicke Rocker wie „Say Something“ oder aber „Attention“ natürlich noch lang keine schlechten Nummern und man weißt auch diejenige Konsequenz im Songwriting auf, die dem ersten und einzigen Tamoto-Album „Clemenza“ aufgrund ihres Fehlens das Genick gebrochen hat. Dennoch wird man wieder fast bei Null anfangen und sich im Optimalfall den Allerwertesten abtouren müssen, um vollends ins Rampenlicht zurück zu kehren. Denn als Kritiker und durchaus geneigter Hörer verzeiht man den einen oder anderen nicht richtig überzeugenden Song, so lange IO hartnäckig bleiben und sich ihr Publikum auf gute alte Weise live erspielen. Dann stehen die Chancen gut, dass auch ein oller Apes-Nostalgiker wie ich irgendwann auf die ewigen Vergleiche verzichten wird.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 08.08.2008