Intwine „Kingdom of Contradiction“ / 08.05.2009

Intwine gehören zu den Bands, die sich erst einmal und fast ausschließlich in ihrem Heimatland – im vorliegenden Fall wäre dies Holland – zu etablieren versuchen, um dann im Ausland ihr Glück zu versuchen. Dieser Zeitpunkt ist jetzt gekommen und soll von „Kingdom of Contradiction“, dem neuen Album, maßgeblich voran getrieben werden.

Die Devise für die angestrebte Operation könnte zum Beispiel „Bob Marley goes Art Rock“ lauten, was vor allem Sänger Roger Peterson zuzuschreiben ist, dessen Gesang – nimmt man die Stücke „No Ones“ und „Sleeping in Silence“ als Maßstab - von seiner Herkunft von den niederländischen Antillen (eine Inselgruppe in der Karibik, MR) unüberhörbar geprägt wurden. Das mag in diesen expliziten Fällen anfangs etwas seltsam klingen, verschafft Intwine aber definitiv einen Exotenbonus. Dadurch klingen erwähnte Nummern zwischendurch immer wieder nach einem Crossover aus Reggae und Heavy Rock, wenngleich den vorliegenden Longplayer insgesamt eine sehr düstere, schwere Aura umgibt. „Abyss“ hingegen ist ein Song, bei dem man sich keinesfalls vom quälend langen (und überflüssigen) Vorgeplänkel verschrecken lassen sollte, da sich hinter dieser anfänglichen Langatmigkeit ein stimmungsvoller kleiner Hit versteckt hält. Apropos langatmig: Mit 65 Minuten ist das inzwischen fünfte Intwine-Album womöglich etwas zu ausladend geraten, da es zwischendurch doch die ein oder andere Länge zu überbrücken gibt. Auf jeden Fall kann man „Kingdom of Contradiction“ eine gewisse Kopflastigkeit nicht absprechen, was Prog- und Artrocker vermutlich überhaupt nicht stören wird. Gleiches gilt für den hin und wieder leicht verwaschenen Sound, der dem von Zeit zu Zeit dezent metallisierten Songmaterial jedoch nicht ernsthaft in die Parade fahren kann. Überhaupt kann man den fünf Holländern für dieses Scheibchen nur wenig ankreiden, denn das was sie machen hat unbestritten Hand und Fuß. Allerdings sind Intwine genau dann richtig gut, wenn sie nicht zu viel wollen, sondern sich von ihrer eingängigen Seite zeigen, wie etwa im Chorus von „Feel it“. Wer nicht zwingend nur auf Easy-Listening ausgerichtet ist und etwas Zeit übrig hat, darf diesem Langeisen jedenfalls gern seine Aufmerksamkeit schenken. Die Audioslave-Verneigung „Cruel Man“ sei an dieser Stelle als unkomplizierter Einstieg empfohlen.

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 06.08.2009



Bei uns noch nicht wirklich bekannt, haben Intwine in ihrer Heimat den Niederlanden schon eine recht bewegte Bandgeschichte hinter sich. So war z.B. Sänger Roger Peterson Finalist der holländischen Version von DSDS, wobei er den ihm angebotenen Plattenvertrag zugunsten seiner Band ablehnte. Auch erklimmte die Band 2004 mit ihrem Song „Cruel Man“ die Pole-Position der türkischen Charts, oder schlug sich auch schon gänzlich ohne Label durch die harte Musikwelt.

Wem es nach der Einleitung noch nicht offensichtlich genug sein sollte, dem sei hier nochmals gesagt, dass Intwine wohl schon alle Höhen und Tiefen durchgemacht haben, die man als Band durchmachen kann. Das hört man dem nun vorliegenden fünften Album auch an, präsentiert sich die Band auf „Kingdom of Contradiction“ gleichermaßen musikalisch variabel wie auch versiert. Trotzdem, oder vielleicht auch gerade deshalb, ist „Kingdom of Contradiction“ kein leichtes Album geworden, das sich dem interessierten Hörer sofort und ohne Umwege erschließt. Nein, mit „Kingdom of Contradiction“ muss man Geduld haben und sich an die einzelnen Songs und das teils sperrige Songwriting erstmals gewöhnen. Doch ist dies erstmal geschehen, dann tut sich nach und nach vor einem eine musikalische Klangwelt auf, die zwar nicht immer 100% zu überzeugen vermag, aber dennoch eine Faszination in sich trägt, der man sich nur schwer entziehen kann. Das größte Manko ist hierbei sicherlich die Länge des Albums, das mit über 70 Minuten zu Buche schlägt. Es ist zwar immer wieder schön und auch lobenswert, wenn man etwas für sein Geld bekommt, trotzdem hätte dem Album eine Spielzeit zwischen 50 und 60 Minuten sicherlich auch nicht geschadet. So muss sich der Konsument auf „Kingdom of Contradiction“ leider auch mit ein paar Füllern herumschlagen, während andere Songs wie z.B. „Cut Me Loose“, „Perfect“ und „No Ones“ wiederum voll ins Schwarze treffen. Doch sieht man mal von der Überlänge ab, so muss man dennoch Konstatieren, dass Intwine ein durchweg gutes Album abliefern, das vor allem all jenen gefallen wird, die gerne anspruchsvollen Alternativ-Rock haben.

Nando Rohner – www.sounds2move.de / 10.08.2009