In This Moment „Blood“ / VÖ 10.08.2012
Nicht
nur einen großen Teil der Mannschaft haben In This Moment in jüngster
Zeit ausgetauscht, auch bezüglich des eigenen Sounds gehen die
Kalifornier mit ihrem vierten Album “Blood” neue Wege. Man will das
eigene Profil weiter schärfen und setzt dafür neben Bekanntem auch auf
die eine oder andere frische Note. Grundsätzlich
also ein durchaus lobenswerter Ansatz, was natürlich nicht heißt, dass
mancher Fan partiell auch mal die Augenbraue heben wird. Beispiel
gefällig? Bitte schön: Bei „Whore“ gibt das Schlagzeug einen
Hip-Hop-mäßigen sanften Beat vor, während Maria Brink anprangernden
Sprechgesang beisteuert. Nach kurzer Verwirrung stellt sich das Stück
allerdings mit seinem schönen Groove als ungewöhnlicher Volltreffer
heraus, zumal Bridge und Chorus auf Bewährtes setzen und gesungen bzw.
gebrüllt werden. Mit „Scarlet“ betritt man ebenfalls Neuland, denn hier
gibt es nicht wie bei „You’re gonna’ listen“ einen schönen Tritt in die
Kauleiste, stattdessen baut sich das Stück sehr gemächlich auf und
steigert sich zusehends. Es kommen immer mehr Instrumente und weitere
Elemente hinzu, bevor ein schönes Solo den Höhepunkt setzen darf. Man
merkt es schon an diesen paar Sätzen: In This Moment machen das, was
man gerne „die Grenzen ausloten und erweitern“ nennt. Das funktioniert
nicht immer auf den allerersten Blick, dafür ist man aber spätestens
mit dem zweiten Durchlauf auf Augenhöhe mit dem Material und kann mit
den neuen In This Moment genauso viel Spaß haben wie mit den alten.
Zumal der Stilbruch auch nie zu extrem ausfällt und man sich zudem noch
oft genug auf bekanntem Terrain bewegt („From the Ashes“, „Burn“ und
der emotionale Höhepunkt „The Blood Legion“). Schade ist nur, dass das
abschließende ruhige Stück „11:11“ so überhaupt nicht zünden mag –
schlimmer noch: Zum ersten mal überhaupt finde ich bei diesem Song die
Stimme von Ms. Brink richtig anstrengend. Was wie die gewohnte
Intensität und Emotionalität klingen soll, rutscht zeitweise
bedauerlicherweise ins Nervige ab. Das ist dann allerdings schon der
einzige wirkliche Wermutstropfen (wenn man mal von den völlig
misslungenen neuen Bandfotos im Untote-Soldaten-aus-dem-Moor-Look
absieht), der einem dieses teils ungewohnte, insgesamt aber hörenswerte
Album kaum madig machen kann. Selbst wenn die Hitdichte der bisherigen
Alben diesmal nicht erreicht wird. Markus Rutten
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