Insomnium "Shadows of the dying Sun" / VÖ 25.04.2014

 

 

 

Wenn eine Band in den vergangenen Jahren im Melodic Death/Dark Metal mächtig Staub aufgewirbelt hat, dann waren es die Finnen Insomnium. Deren musikalische Qualitäten sind in jeder Hinsicht herausragend und mit dem Metal-Major Century Media soll es langsam aber sicher auch endgültig mit dem großen Durchbruch klappen. Wer immer noch nicht überzeugt ist, die letzten zehn Jahre in einer Höhle gehaust hat oder aus sonstigen Gründen bisher zielstrebig an Insomnium vorbei gehört hat, bekommt nun zehn neue Gründe geliefert, die Truppe zu mögen.

 

"Shadows of the dying Sun" heißt das entsprechende Album, dessen Titel natürlich sofort klar macht womit man es zu tun bekommt. Derartige Vorhersehbarkeiten sind manchmal eine schöne Sache und helfen den Fans den Dschungel an Bands und Platten ein bisschen zielstrebiger durchschreiten zu können. Trotzdem ist das sechste Insomnium-Album weitaus mehr als nur ein weiteres düsteres Metal-Album aus der Suomi-Qualitätsschmiede. In der Tradition seiner Vorgänger hat auch "Shadows of the dying Sun" gleich einen ganz großen Sack voll erhabener Melodien parat, die mal auf Keyboardflächen und mal auf rassigen Riffs fußen. Wobei beide Grundpfeiler dieses Leckerbissens bevorzugt Hand in Hand gehen, was nicht nur einen satten, warmen Klang zur Folge hat, sondern auch maßgeblichen Anteil daran, dass diese Scheibe den Hörer von der ersten bis zur letzten Sekunde mitnimmt. Ein Umstand, der sowohl willkommen als auch nötig ist, denn mit annähernd einer Stunde Spielzeit setzen einem Insomnium den vielen griffigen Momenten und tollen Melodiebögen zum Trotz doch einiges an Material vor. Ähnlich wie die Landsleute und Freunde des Hauses Swallow the Sun (die natürlich um ein vielfaches doomiger und noch düsterer zur Sache gehen) werfen sich auch Insomnium nicht jedem gleich an den Hals, der nur mal schnell in eines ihrer Alben rein hören will. Ohne Einsatz kein Ertrag oder so ähnlich, aber den bringt man gerne, denn schon beim ersten vorsichtigen Herantasten deutet "Shadows of the dying Sun" sein Potential an. Man nehme nur die epische Großtat als Beispiel, die diesem Langspieler nicht von ungefähr ihren Namen verliehen hat. Hier kommt in sechseinhalb Minuten alles zusammen, was das skandinavische Kleeblatt seit Jahr und Tag so stark macht. Sei es die stimmliche Vielfalt von Niilo Sevänen, dessen Grunts nicht weniger überzeugen als sein mit Bedacht platzierter Klargesang, oder aber die erhaben-kraftvollen düstermetallischen Riff-Kaskaden ("While we sleep"), wie man sie in dieser Güte wohl nur von einer finnischen Band zu hören bekommt. Als einer der Gänsehaut-Höhepunkte sei noch "Lose to Night" erwähnt, das mit seinem mehrstimmigen Chorus beinahe so etwas wie eine Melodic Death-Powerballade darstellt, um es mal etwas abstrakter zu formulieren. Ob man die Sache letzten Endes nun Melodic Death oder Dark Metal oder wie auch immer nennt, ist dann auch egal, denn Fakt ist, dass jeder geschmackssichere Metaller diese Band kennen sollte, weil diese Jungs über kurz oder lang ob ihrer Qualitäten und Beharrlichkeit ziemlich sicher im Konzert der ganz Großes im skandinavischen Metal mitspielen werden.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de