Insomnium „One for Sorrow“ / VÖ 14.10.2011


 

 

Für Fans und Beobachter gehören Insomnium seit geraumer Zeit zu den heißesten Eisen im nordischen Metalfeuer. Besonders mit ihren beiden letzten Scheiben „Above the weeping Waves“ und „Across the Dark“ konnten die Freunde für sehr gute Resonanzen und ein stetig steigendes Interesse sorgen. Zu Recht, sind doch beide Scheiben richtige Leckerbissen im Bereich des Melodic Death. Jetzt soll das europäische Label-Schwergewicht Century Media mithelfen, dass auch der letzte Metalhead mitbekommt, was in dem Quartett für ein Potential steckt.

Vor allem aber gilt es „One for Sorrow“ einem möglichst großen Publikum zugänglich zu machen, ein Album, das zu kennen eine Freude ist. Der Suomi-Vierer führt im Grunde weiter, was die Vorgänger erfolgreich machte und schafft es dabei sogar, das Niveau besagter Langspieler noch zu toppen. Einmal mehr entpuppt sich dabei die schwermütige Melancholie in Kombination mit gehobenem handwerklichem und kompositorischem Geschick als goldwerter Dreh- und Angelpunkt. Dass trotz Düsternis und Gänsehautfaktor 10 die Härte nicht zu kurz kommt, versteht sich von selbst. Man höre nur die polternde Doublebass im harten, schnellen „Only one who waits“ (kommt inklusive überraschendem Break) oder dem thrashig dahin gefeuerten „Every Hour wounds“. Der Gipfel der Großartigkeit sind jedoch unbestritten die nordischen Melo-Death-Gitarren: Was diese finnischen Sympathieträger aus ihren Ärmeln schütteln, ist zum einen wunderbarstes Riffing, vor allem aber auch zu jeder Zeit die passende Melodie. Davon hat „One for Sorrow“ eine ganze Wagenladung zu bieten, was zusammen mit den gekonnten Gesangslinien für hohe Eingängigkeit sorgt. Der Spaß kommt also nicht zu kurz, wenn etwa „Through the Shadow“ mit einem fast schon alternativ anmutenden, klar gesungenen Refrain punktet, oder aber der „Song of the blackest Bird“ deutlich macht, dass Power-Drumming und epische Schunkelriffs auch in diesem Kontext wunderbar harmonieren können. Einen Ruhepol gibt es in Form des Instrumentals „Decoherence“. Den Titeltrack haben sich Insomnium derweil bis ganz zum Schluss aufgehoben, um dem dramatisch inszenierten Sechsminüter das letzte Wort zu lassen. Spätestens jetzt kann man festhalten, dass es Insomnium endgültig gelungen ist, die Mitte zwischen ihren genialen Landsleuten Swallow the Sun und den Göteborg-Altmeistern Dark Tranquillity auszuloten. Wer sich in dieser Gesellschaft nicht pudelwohl fühlt, dem ist nicht mehr zu helfen.

 

Markus Ruttenwww.sounds2move.de