In Flames „Sounds of a Playground Fading“ / VÖ 17.06.2011


 

 

Erstmals in ihrer Geschichte veröffentlichen In Flames ein Album ohne Gründungsmitglied Jesper Strömblad, der 2010 aufgrund seiner anhaltenden Alkoholprobleme die Band verlassen hat. So ist Gitarrist Björn Gelotte diesmal alleinverantwortlich für das Songwriting, was sich allerdings nicht all zu offensichtlich auf den Sound der Band ausgewirkt hat.

Genau genommen auf den Sound der „neuen In Flames“, also das Modern Metal-Gewand, nicht die alte Melo-Death-Kutte. Die Zeit zurück drehen kann und will man ohnehin nicht, zumal der kommerzielle Erfolg den Schweden schon lange recht gibt. Den Kids wird diese Scheibe auf jeden Fall wieder gefallen, der Sound ist typisch, die Soli zahlreich (und bisweilen recht Maiden-lastig) und auch mit kleinen und größeren Hits geizt man nicht. Frontmann Anders Friden setzt unterdessen auf mal pathetischen, oft emotionalen, hin und wieder aber natürlich auch aggressiven Gesang. „The Attic“ wird sogar verschwörerisch geflüstert und bildet mit seiner zurückhaltenden, ruhigen Machart zugleich den Ruhepol in der Mitte des Albums. Davor und danach geht es überwiegend dynamisch und auf solidem Härteniveau zu: „Darker Times“ ist ein typischer In Flames-Hit vom Schlage eines „The Mirror’s Truth“, „Where the Dead Ships dwell“ entpuppt sich als überaus harmoniebetonter Seelenkrauler im gedrosselten Tempobereich. Noch einen Schritt weiter gehen die Göteborger beim Rausschmeißer „Liberation“. Hierbei handelt es sich tatsächlich um eine reinrassige Powerballade, gemächlich und gefühlvoll, mit cleverer Dramaturgie. Durchaus ein mutiger Schritt, der – wenn man sich darauf einlässt – aber trotzdem sehr gut funktioniert. Dabei hilft es zweifellos, dass besagter Song immer noch als In Flames zu erkennen ist. Wenn auch nicht als „Whoracle“-In Flames, aber das soll kein Vorwurf sein. Die Massen wollen leichtfüßige Hits und bekommen davon auch eine ganze Reihe (und ein bis zwei nicht ganz so überzeugende Stücke) geboten. In dieser Hinsicht haben In Flames einen gewohnt guten Job gemacht.

 

Markus Ruttenwww.sounds2move.de

 

 

Nachdem im Hause In Flames einige Veränderungen vollzogen wurden und es nach dem Wechsel zu Century Media an die Arbeit gehen konnte, steht nun das Endergebnis mit dem Namen „Sounds Of A Playground Fading“ in den Startlöchern. Den wohl härtesten Schlag hatten die Schweden mit dem Ausstieg ihres Masterminds Jesper Stromblad zu verzeichnen. Zwar war mit Niclas Engelin schnell Ersatz gefunden, der sich durchaus auch sehen lassen kann, aber unter den Fans wurden Spekulationen laut, dass es meist nichts Gutes für eine Band verheißt, wenn der kreative Kopf sie verlässt. Dass In Flames gerade nach ihren Vorzeigeplatten wie „Colony“ oder „Clayman“ kontinuierlich für geteilte Meinungen sorgen, muss anlässlich des 10. Studioalbums nicht wieder aufgegriffen werden. Kommerz hin oder her, die Taktik scheint seit Jahren aufzugehen.

Die klare Linie, die In Flames seit „Reroute To Remain“ zu ziehen wissen, setzt sich konstant fort, und die Band weiß noch eine Portion draufzusetzen. Ordentliche Elektrosounds mischen sich unter die druckvollen für In Flames typischen Grooves und eingängigen Hooks. Mit dem Wechsel der Verantwortlichkeit, welche nun von Sänger Anders Friden und Gitarrist Björn Gelotte getragen wird, hat sich natürlich der Stil verändert. Dem einen wird es gefallen, dem anderen wird das Markante etwas zu kurz geraten sein. Aber nichtsdestotrotz kann sich das Endergebnis wirklich sehen lassen. In Punkto Eingängigkeit benötigen die Schweden keinen Besuch in der Abendschule, ganz im Gegenteil. Anders als auf den Alben zuvor, findet man auf „Sounds Of A Playground Fading“ gleich eine ganze Palette an möglichen Hits. Gerade Songs wie „Deliver Us“, „Where The Dead Ships Dwell“, „Fear Is The Weakness“ vermögen auch nach mehrmaligen Durchläufen zu gefallen und im Gedächtnis zu bleiben. Die Balance zwischen Härte und Melodie wissen die Herren schon seit Jahren zu halten – warum sollte sich daran also etwas ändern? Sicherlich wurden im Vorfeld Äußerungen der gewagten Art á la „logische Weiterentwicklung“ getätigt, aber für meinen Geschmack haben die Schweden einfach nur erneut bewiesen, dass sie ihre persönliche Art und Weise des Modernen Melodic Metals mit dem nötigen Bewusstsein für Fortschritt zu handhaben verstehen.

Manchmal ist es einfach besser, die Vergangenheit abzuschließen und sich Neuem zu öffnen. So auch in diesem Falle. Mir persönlich gefällt der unverblümte, frische Sound kombiniert mit dem stark dominierenden Klargesang. „Sounds Of A Playground Fading“ wird zwar auch nicht den Absprung schaffen, um die Fans der alten Platten wieder zurück zu gewinnen, aber neue Anhänger dürften damit definitiv gut bedient sein. Anders – aber im Gesamtkonzept einfach gut!

 

Vanessa Voglwww.sounds2move.de