In Extremo „Sterneneisen“ / VÖ 25.02.2011

 

 

 

Nachdem In Extremo nun letztes Jahr das 15-jährige Bandjubiläum zu feiern hatten, kann man sich zwei Jahre nach „Sängerkrieg“ nun endlich über das neue Studioalbum des siebenköpfigen Trüppchens rund um Das Letzte Einhorn freuen. Aber: Kann man das wirklich? Viele – gerade den alten In Extremo Fans, die zu Zeiten von „Verehrt und Angespien“ oder „Weckt die Toten“ die Hochphase der Band sahen und die schon bei „Sängerkrieg“ die Stirn runzelten – werden ziemlich verblüfft und fast schon verstört vor dem Player sitzen. So ging es zumindest mir. Nach dem ersten Hören muss (leider) festgestellt werden, dass das lange erwartete neue Album mit dem klangvollen Titel „Sterneneisen“ leider nicht so ganz den Erwartungen entspricht. Bereits beim zweiten Durchlauf werden schon die ersten Lieder übersprungen.

 

Mit der Vorab-Single „Zigeunerskat“ wurde die Wartezeit schon richtig gut versüßt und die Hoffnung kam auf, dass „Sterneneisen“ eine ganz große Nummer wird. Die Lust nach mehr war fast ins Unermessliche gestiegen. Nun ja, aber abgesehen von 3 – 4 weiteren brauchbaren Nummern unter dem abgelieferten Dutzend, welche die alte Seele von In Extremo weiterhin unter das Volk mischen, hat das Album nichts von den Markenzeichen der alten Spielmänner vorzuweisen. „Hol die Sterne“ – nur um mal ein Ausreißerkind beim Namen zu nennen - bricht aus und klingt fast schon wie ein Vorreiter zur Teilnahme an der nächsten „großen Nacht der Volksmusik“. Beinahe kläglich vermisst man den typischen Klang den die Sieben bei Klassikern wie „Spielmannsfluch“ oder „Verehrt und Angespien“ noch an den Tag gelegt haben. Was auf „Sängerkrieg“ in Sachen Reduzierung der mittelalterlichen Züge schon in vollem Gange war, kommt auf „Sterneneisen“ zu seinem Höhepunkt. Dudelsack, Paukenschläge, Harfenklänge, Drehleier und Schalmei kommen zu selten zur Geltung und mussten weichen für – und jetzt kommt meiner Meinung nach das Absurde in Person – Double Bass-Gewitter (richtig gelesen!) und Scream-Attacken („Auge um Auge“). Passt alles nicht so ganz zu In Extremo.

 

„Sterneneisen“ ist zwar ein durchweg gelungenes Album, gar keine Frage, aber eben nicht mehr mit dem Charme, der In Extremo noch zu Zeiten der alten Alben ausgemacht hat, zu vergleichen. Mir persönlich fehlt eben auf gut Deutsch gesagt das Feuer unter’m Hintern. Klar, gerade Songs wie „Zigeunerskat“, „Siehst Du Das Licht“ oder „Gold“ haben mit Sicherheit genug Pepp in den Knochen und ihren Platz auf der Setlist auf der anstehenden Tour schon sicher, aber mir steckt einfach zu wenig In Extremo im neuen Silberling. Mit Mittelalter – das was In Extremo eben ausmacht (oder sagen wir besser ausgemacht hat) – hat das Ganze auf jeden Fall nichts mehr zu tun oder zumindest nicht mehr wirklich viel. „Sterneneisen“ kann getrost in die Sparte „Deutscher Hard Rock“ mit mittelalterlichen Akzenten eingeordnet werden. Wer daran seinen Spaß hat, sollte auf alle Fälle zugreifen. Alte In Extremo Fans werden, nachdem bei „Sängerkrieg“ schon die Skepsis groß war, mit „Sterneisen“ denke ich nicht wirklich den besten Fang machen.

 

Vanessa Vogl – www.sounds2move.de