In Extremo „Kein Blick zurück“ / VÖ 08.12.2006

 

 

Eine gewöhnliche Band waren In Extremo eigentlich nie. Angefangen haben sie als typische Spielleute, die von einem Mittelaltermarkt zum anderen zogen, heute darf es schon mal die eine oder andere größere Konzerthalle oder aber ein Festival wie das Wacken Open Air, Mera Luna oder Summerbreeze sein. Einige Fans trauern den guten alten Tagen der „echten“ Mittelaltermusik nach, viele andere sind von der deutlich rockigeren Ausrichtung der letzten Album angetan. Aber wie auch immer man zu dieser Band steht, eines kann man ihr nicht vorwerfen: Inkonsequenz. Da bildet auch das vor wenigen Tagen erschienen Best-of „Kein Blick zurück“ keine Ausnahme.

 

Denn nicht nur, dass man einen großen Teil der Songauswahl den Anhänger per Onlinevoting überlies. Auch ein einfaches anhäufen bekannter Hits ist nicht im Sinne des Septetts. Statt dessen hat man 15 auserwählte Songs gänzlich neu eingespielt, was vor allem den betagteren Stücken zu gute kommt. Schließlich ist die Band nicht taub und weiß selbst ganz genau, dass vor allem der Klang ihres ersten nicht rein akustisch aufgenommenen Albums „Weckt die Toten“ reichlich dünn und rumpelig geraten ist. Diesem Notstand wurde mit der Neueinspielung von „Ai vis Lo lop“ und „Hiemali Tempore“ nun zumindest teilweise Abhilfe geleistet. Auch Gassenhauern wie „Spielmannsfluch“ oder „Wind“ hat die klangtechnische Frischzellenkur gut getan, denn beide Stücke gehören zwar zum unbestrittenen Referenzkatalog der Band, aber die bisherigen Studioversionen hinken den energischen Liveversionen einige Schritte hinterher. Zumindest bis jetzt. Dabei kann man sich übrigens auch darüber freuen, dass der Text beider Songs nun auch ohne zur Hilfenahme des Booklets durchgängig verständlich ist. Verwunderlich ist hingegen die Tatsache, dass auch „Rasend Herz“ (in der neuen Version unter anderem mit härteren Gitarren) und „Liam“ neu eingespielt wurden, zwei Stücke, die auf dem letzten Album „Mein rasend Herz“ zu finden waren und an denen es für das Ohr des neutralen Zuhörers eigentlich so überhaupt nichts auszusetzen gab. Gänzlich neuer Stoff wird den Fans übrigens ebenfalls geboten, nämlich der flotten Ohrwurm „Kein Sturm hält uns auf“ und das ruhige „Alte Liebe“.

 

Richtig spannend macht dieses Best-of allerdings die der limitierten Edition beiliegende Bonus-CD, bei der andere – größtenteils genrefremde Bands – den Spielleuten Tribut zollen. Dabei tauchen so illustre Namen wie Killing Joke, Grave Digger, Silbermond und Götz Alsmann auf, die mal näher und mal entfernter vom Original liegen und die mitunter großen Spaß bereiten. Jetzt noch möglichst schnell ein neues Studioalbum und die weiterhin wachsende Fanschar ist wunschlos glücklich.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 11.12.2006