Indica „A Way away“ / VÖ 25.06.2010

 

 

 

Wenn ein Tuomas Holopainen sich dazu hinreißen lässt, einer jungen Band als Produzent und Mentor zur Seite zu stehen, dann muss es damit eigentlich irgendetwas auf sich haben. Entsprechend viel Aufmerksamkeit haben Indica, ein Kollektiv aus fünf jungen Finninnen, binnen kürzester Zeit außerhalb der Heimat bekommen, die mit dem Nightwish-Keyboarder und dessen Kombo auch bereits eine Europatour bestreiten durften und wenig überraschend auch beim gleichen Label untergekommen sind wie der Jack Sparrow-Fan aus Kitee.

 

Vergleiche zu Nightwish sind trotzdem unabgebracht denn mit Metal, der unbestritten neben dem großen Bombast der zweite Pfeiler der Chartdauergäste ist, haben Indica mal so überhaupt nix zu tun. Am ehesten verbindet da schon die Vorliebe für einen pompösen, klassisch bis mystisch angehauchten Sound. Blackmore’s Night? Eine Winzigkeit. Hans Zimmer? Ebenfalls. Loreena McKennitt? In Ansätzen vielleicht. Witzigerweise klingt „A Way away“ an manchen Stellen regelrecht weihnachtlich („Lilja’s Lament“), womit die Mädels mitten im Sommer die Schmunzler definitiv auf ihrer Seite haben. Sollten vereinzelte Leser Indica schon von ihren nur in Finnland erschienen Vorgängeralben kennen, wird „A Way away“  sie unter Umständen überraschen. Das hier ist nämlich kein neues Album, sondern eine Sammlung von Neueinspielungen älterer Stücke, die für das weltweite Publikum zudem mit englischen Texten versehen wurden. Das kann und wird sich kommerziell positiv auswirken, geht aber auf Kosten der Exotik, wovon die Landsleute Katra ein Lied singen können. Apropos kommerzieller Erfolg: Mit selbigem scheint man schon fest zu planen, denn im Herbst kommen die kreative Alleinunterhalterin Jonsu (Gesang, Violine) und ihre Kolleginnen bereits auf Headlinertour nach Deutschland. Dann wird sicher auch „Paper, Scissor, Rock“ zum Zuge kommen, ein Stück das durch seine Rockigkeit und seine flotte Ausrichtung zwischen den ganzen akustischen Träumereien positiv auffällt. Auch „As If“, quasi ein Indica Pop-Rock Tribute an Nightwishs „Dark Chest of Wonders“ sei erwähnt, selbst wenn die unbestritten talentierte Frontfrau nicht nur bei diesem Song hin und wieder etwas eigenwillig mit ihren Stimmlagen spielt.

 

Aus dem Stand wird sich der grundsätzlich interessierte Headbanger kaum in „A Way away“ verlieben (so er denn überhaupt die Zielgruppe ist). Dafür ist dieses Album doch schon arg Bombast-dominiert und als Ganzes natürlich sehr poppig aufgestellt mit seinen nie zu dominanten, teils gar nicht erst wahrnehmbaren Gitarren. Besser als es das Cover mit den mächtig aufgebrezelten Protagonistinnen vermuten lässt, ist die Scheibe auf jeden Fall. Wer eine heimliche Passion für die alten Disney-Zeichentrickfilme hat und bei Bambi auch mal eine Träne verdrückt, der wird auch mit Indicas erstem europaweitem Release glücklich. Schmachtender und theatralischer ist besagter Soundtrack nämlich auch nicht.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 20.06.2010