Ill Nino "Til Death, La Familia" / VÖ 25.07.2014

 

 

 

Jaja, die liebe Verwandtschaft. "La Familia", wie man in Lateinamerika sagen würde, kann man sich einerseits nicht aussuchen, andererseits kann man sich bestenfalls jederzeit auf die Familie verlassen. Grund genug für die Tribal Metaller Ill Nino dem Thema und damit eben dieser Verwandtschaft eine komplette Platte - wenigstens aber deren Titel - zu widmen. Also heißt es diesmal rigoros: "Til Death, La Familia".

 

Wo das schon mal geklärt wäre, ist ein Songtitel wie "Blood is thicker than Water" nur die logische Konsequenz. Musikalisch überrascht besagte Nummer übrigens mit Spieluhr-mäßigem Keyboard-Geklimper, das anfangs vielleicht etwas skurril erscheint, letztlich aber doch zu diesem emotionalen Song passt. Apropos emotional: Streckenweise hat man auf "Til Death, La Familia" das Gefühl, als wäre Sänger Christiano Machado eine mannshohe Laus über die Leber gelaufen. Der eigentlich so sympathische Dreadlockträger brüllt, flucht und keift sich unerwartet oft durch weite Strecken der Stücke ("Are we so innocent?", "Dead Friends") und liefert bei "Payaso" (dt. "Clown") seine härteste, derbste Vorstellung seit Ewigkeiten ab. Hier haben Ill Nino eine echte Abrissbirne für uns parat, die live für totale Zerstörung sorgen dürfte. Gegen ein paar Schippchen Härte ist grundsätzlich nichts zu sagen, bei einer Band wie dieser sollte aber auch der Hitfaktor nicht zu kurz kommen. Das sehen die Jungs scheinbar ähnlich und haben uns deshalb unter anderem den durchschlagskräftigen Ohrwurm "My Bullet" und das schnittige "I'm not the Enemy" mitgebracht, die beide interessanterweise mehr überzeugen als der Opener "Live like there's no tomorrow", der zwar als erste Single ausgewählt wurde, vor allem im Direktvergleich aber einen eher mittelmäßigen Eindruck hinterlässt. Schlecht ist sicher auch diese Nummer nicht, aber mit ihren Trademarks - allen voran den Latino Percussions - haben Ill Nino die Messlatte eben einfach selbst über die Jahre verdammt hoch gelegt. So schafft es das Sextett auch schon mal einem eigentlich recht mittelprächtigen Metalcore-Fundament ("World so cold") mit dem nötigen Know-How und einem guten Händchen die nötige Würze zu verleihen, um am Ende doch noch problemlos durch den Song-TÜV zu kommen. Gelernt ist nun mal gelernt, was auch als Gesamtfazit für "Til Death, La Familia" stehen bleiben kann, das mit Entschlossenheit, Kraft und einigen eingängigen Momenten punktet und somit überzeugen kann.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de