Iced Earth "Plagues of Babylon" / VÖ 03.01.2014

 

 

 

Iced Earth-Mastermind Jon Schaffer ist sicherlich weder bescheiden, noch ein Kind von Traurigkeit. Dass er - und nur er - die Hosen in seiner Band anhat, das zu erwähnen wird der US-Amerikaner und bekennende Patriot nicht müde. O-Ton: Bandmitglieder und Produzenten kommen und gehen, aber so lange er am Ruder ist, läuft die Maschine wie geschmiert. Da überrascht es nicht, dass Schaffer diesmal auch gleich noch die Produktion des Albums selbst in die Hände genommen hat. Wer kann, der kann. Und trotzdem wird auch dem Gitarristen klar sein, dass die Verpflichtung von Frontmann und Nesthäkchen Stu Block einer nötigen und willkommenen Blutauffrischung gleich kommt.

 

"Plagues of Babylon" ist das zweite Album in der Kern-Konstellation Block, Seele und eben Schaffer, hinzu kommt die neue Rhythmussektion bestehend aus Luke Appleton (Bass) und Jon Dette (Drums). Am Kurs hat sich unterdessen erwartungsgemäß nichts geändert - wie auch, so lange Schaffer die Zügel fest in der Hand hält? Da wäre die dem Genre entsprechende Power in vielen Passagen, eine ganze Stange knackiger Riffs, dazu ein Hang zur Theatralik (wie in der netten, klassisch angehauchten Powerballade "If I could see you") und ein Sänger, der selbstbewusst und fehlerfrei zwischen rauer Härte und den bandtypischen Höhen ("Democite") zu wechseln im Stande ist. Dazu wieder ein Schwung Songs, die inhaltlich das mittlerweile über einige Alben gezogene "Something wicked" Konzept aus Schaffers Feder weiterführen (blickt da eigentlich noch jemand durch?!), und schon wäre "Plagues of Babylon" in groben Zügen umrissen. Nicht aussparen sollte man auch ein Epos wie den Sechsminüter "Cthulhu", der mit mehrstimmigem Gesang, einem vollen Sound und jeder Menge Bombast aufhorchen lässt. Wer es noch hymnischer und mit satten Harmonien mag, wird "The End" schnell ins Herz schließen. Streitbar waren und sind Iced Earth trotzdem nach wie vor, denn trotz Sängerwechsel wirkt die Band für den einen oder anderen Beobachter nach wie vor ein wenig festgefahren. Und auch die Fans haben angesichts von "Plagues of Babylon" genug zu diskutieren, und sei es nur das nicht enden wollende Lied darüber, dass sowieso Matt Barlow der einzig wahre Sänger der Amis ist. Apropos Sänger: Allein auf weiter Flur steht Stu Block auf dem neuen Album nicht, denn neben Hansi Kürsch ("Amongst the living Dead") geben sich auch noch Russell Allen (Symphony X, Adrenaline Mob) und Michael Poulsen (Volbeat) die Ehre, die gemeinsam mit dem etatmäßigen Fronter die Coverversion "Highwayman" schmettern. Da diese im Original u.a. von Willie Nelson und Johnny Cash intoniert wird, ist der Kontrast zu den regulären Iced Earth-Tracks nur logisch und unüberhörbar, wodurch das Stück ziemlich aus dem Rahmen fällt und irgendwie sogar ein bisschen deplatziert wirkt. Es macht also durchaus Sinn, das Teil ganz an das Ende von "Plagues of Babylon" zu packen, bevor ein kurzes (überflüssiges) Outro ein Album abschließt, das die Fanbase mindestens zufrieden stellen, den Großteil sogar glücklich machen wird, für alle anderen aber nicht zwingend das Prädikat "essenzielle Veröffentlichung" tragen wird.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de