I am Heresy "Thy Will" / VÖ 14.02.2014

 

 

 

Nanu, da rennt aber jemand mit der Tür ins Haus! I Am Heresy springen direkt mal mit uncharmanten Blastbeats kopfüber in ihr zweites Album "Thy Will". Zurückhaltung sieht definitiv anders aus, aber es ist ja bekannt, dass Boysetsfire-Sänger Nathan Grey mit seiner Zweitband vor allem seinen derben, düsteren Vorlieben frönen will. Schnell wird klar: Genau das tut der Ami hier auch.

 

Im Interesse des Hörvergnügens gestaltet sich das Unterfangen "Thy Will" bei weitem nicht über die volle Distanz auf diese Art und Weise, sondern nimmt sich zwischendurch auch mal die eine oder andere Auszeit. Klar klingt die Scheibe düster, hart, und Songs wie "Blasphemy Incarnate" werden schon ziemlich durchgeschrubbt und haben mächtig Death/Thrash-Schlagseite. Doch irgendwo müssen I am Heresy ja ihre Berechtigung her haben, schließlich würde es schlichtweg keinen Sinn ergeben, einfach einen leicht kurskorrigierten Boysetsfire-Klon ins Rennen zu schicken, auch weil I am Heresy mal so etwas wie die Nachfolgeband selbiger waren, nachdem man die Post-Hardcore-Großmeister zwischenzeitlich bereits zu Grabe getragen hatte. Und trotzdem kann der Sänger mit der beeindruckenden stimmlichen Bandbreite nicht komplett aus seiner Haut. Man höre sich nur "March of black Earth" an: Hier kriegt der Hörer alles, was auch BSF so großartig machte und inzwischen auch gottlob wieder macht. Härte und Hooks gehen Hand in Hand, der Klargesang ist eindringlich und packend wie eh und je - klassischer Fall von mitten ins Herz, dieser Track hätte auch das BSF-Comeback "While a Nation sleeps" bereichert. Besagte Scheibe ist ohnehin unerwartet deftig ausgefallen und damit dichter an "Thy Will" als man es vermutet hätte. Merklich düsterer und mit einer Schippe mehr Apokalypse geht es auf dem zweiten IAH-Album natürlich trotzdem zu, daran ändern weder gelegentlicher Klargesang ("As we break"), noch die Akustiknummer "Alarm" etwas. Diese bilden eher die willkommenen, mit sicherer Hand gesetzten Kontrastpunkte eines Albums, auf dem letztlich doch Brecher wie "Year Zero in the Temple of Fire" den Ton angeben, während Politik in den Texten natürlich deplatziert wäre und deshalb ausnahmsweise außen vor bleibt. So haben I am Heresy eine absolute Daseinsberechtigung und eigene Identität, lassen es aber auch zu, den Fans von Greys Hauptband einen Zugang zu bieten. Wenn man das bloß von mehr Nebenbaustellen namhafter Musiker behaupten könnte.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de