Huntress “Static“ / VÖ 25.09.2015

 

 

Alle diejenigen, die insgeheim gehofft hatten, Huntress würden auf ihrem dritten Album wieder einen Schritt zurück in Richtung ihres brachialen Debüts „Spell Eater“ gehen (der Verfasser dieser Zeilen gehört definitiv dazu), dürften etwas enttäuscht sein. „Static“ setzt genau dort an, wo „Starbound Beast“ aufgehört hat. Es gibt 80er Jahre Metal zu hören, der  manchmal die Grenzbereiche zum Speed Metal auslotet. Aber das, was die Truppe um Frontfrau Jill Janus macht, macht sie (wie schon auf dem Vorgänger) sehr gut. Es gibt einige Highlights mit klarem Wiedererkennungswert. Schon der flotte Opener „Sorrow“, zu dem es auch ein stilvolles Video gibt, setzt ein Zeichen mit rasantem Start und Gitarrensolopart, noch bevor überhaupt Frau Janus das erste Mal das Wort ergreift. Das nachfolgende „Flesh“ kann mit einem Running Wild Gedächtnis-Riff und einem sehr eingängigen Chorus überzeugen, den ich derzeit absolut nicht mehr aus dem Kopf bekomme. Letzteres gilt auch für das eher ruhigere „Noble Savage“, wo Jill Janus im Chorus zeigt, dass ihre Stimme auch samtweich klingen kann. Weitere Ausrufezeichen setzen das schnelle „Four Blood Moons“ und der mitreißende Rausschmeißer „Fire in my Heart“. Solide Kost bieten „Brian“, „I want to wake up“ und „Harsh Times on Planet Earth“. Ein wenig blass bleibt dagegen der Titeltrack, und das sehr ruhige (aber nicht balladeske) „Mania“ kann zwar durch die stimmliche Umsetzung der Verwandlung der normalen zur Psycho-Jill punkten, ist mit seinen über acht Minuten aber viel zu lang geraten. Der Sound der Scheibe ist der Ausrichtung der Musik angemessen, wenngleich es schon teilweise etwas seltsam klingt, dass nach der letzten Eruption im Bandgefüge der Platz des Bassisten nicht neu besetzt wurde. Dafür geben die beiden Männer an den Sechssaitern alles. Blake Meahl und Eli Santana (der Name verpflichtet) sorgen nicht nur für ein stabiles Rhythmusgewand, sie liefern sich auch Soloduelle, das es nur so eine Freude ist. Über die Ausnahmestimme von Jill Janus müssen nicht mehr viele Worte verloren werden. Von Klargesang über Klagestimme bis Keifen und Fauchen ist wieder alles dabei. Die Texte reichen wieder von mystischen Themen bis zu persönlichen, wobei aufgrund der vor kurzem diagnostizierten, mittlerweile aber überwundenen Krebserkrankung der Frontfrau letzteres überwiegt.

 

„Static“ ist insgesamt – wie der Name schon sagt – stilistisch gesehen ein Stillstand, qualitativ hat sich die Band aus Los Angeles aber wieder etwas steigern können. Wenngleich ich persönlich das Debüt immer noch vorziehe. Metalfans, die dem Sound der 80er nachtrauern oder Anhängern von Musik mit starken Frontfrauen sollten Huntress aber auf jeden Fall eine Chance geben.

 

Alexander Dontscheff - www.sounds2move.de