Honeymoon Disease “The Transcendence“ / VÖ 20.11.2015

 

 

Gibt es eigentlich irgendeine Musikrichtung, in der Schweden nicht zumindest vorne in der Spitzengruppe mitmischt? Retro-Rock ist es jedenfalls nicht. Spätestens seitdem Honeymoon Disease Ende November mit ihrem Debütalbum „The Transcedence“ um die Ecke gekommen sind, um die 70er Jahre wieder lebendig werden zu lassen. In der Kombination aus zwei Jungs und zwei Mädels gehen die vier glatt als ABBA´s spätgeborene, hässliche Geschwister durch. Und in der Tat erinnert das Outfit der Göteborger stark an Zeiten als Ilja Richter in seiner Sendung „Disco“ Thin Lizzy oder Suzi Quatro im direkten Wechsel mit Roland Kaiser oder eben ABBA präsentierte. Aber genug der Äußerlichkeiten. „The Transcendence“ bietet quasi ein Best of der rockigen 70er. Sei es Proto-Metal der Marke Thin Lizzy mit Doppel-Gitarren und melodischen Soli, sei es Glam bzw. Hard Rock oder einfach nur guter, alter Rock ´n´ Roll. Bisweilen gibt es sogar eine Reminiszenz an den Früh-Punk („Fast Love“ erinnert jedenfalls an den Dead Boys Klassiker „Sonic Reducer“). Bei all dem Retro-Overkill klingt der Sound dennoch erfrischend modern, den Musikern merkt man ihre Spielfreude an und es gibt auch durchaus einige Ohrwürmer zu verzeichnen (etwa der Opener „Higher“, zu dem auch ein schönes Video gedreht wurde oder das songschreiberisch wohl ausgereifteste Stück „Brand new Ending“). Sängerin und Gitarristin Jenna hat mit ihrer Stimme das Ruder fest im Griff, häufig wird sie aber auch von schlagkräftigen Chören unterstützt. Und für das echte 70er Feeling darf neben der klassischen Rockbesetzung auch eine Orgel nicht fehlen („Keep me spinning“). Nach nicht einmal 40 Minuten ist der Ausflug in die Musikgeschichte dann auch schon vorbei. Allerdings nicht ohne den Wunsch auf baldige Wiederholung zu hinterlassen.

 

Alexander Dontscheff - www.sounds2move.de