Holyhell „Apocalypse“ Single / VÖ 23.03.2007

 

 

Manchmal sind die Grenzen zwischen gesundem Selbstbewusstsein und schierem Größenwahn fließend. So auch im Falle der Manowar-Zöglinge Holyhell. Das versucht das Label dem unvoreingenommenen Konsument doch glatt zu erzählen, dass dieses Sextett etwas „gänzlich neues und unerwartetes“ präsentiert, dass die Metalwelt bis dato noch nicht gesehen hat. Was genau das sein soll? Die Kombination aus opernhaftem Frauengesang und Metal-Riffs. Das verursacht bei euch eine Mischung aus Schmunzeln und Kopfschütteln? Willkommen im Club.

 

Ich mache es kurz: diese Anmaßung entbehrt jeder sachlichen Grundlage. Genauer genommen ist die musikalische Ausrichtung von Holyhell ein alter Hut, dem ich aber auch bei genauerer Betrachtung rein gar keine Innovation attestieren kann. Würden wir von den ersten Alben der Norweger Theatre of Tragedy oder dem vor über 10 Jahren veröffentlichten Debüt der Finnen Nightwish sprechen, ich würde sofort meine Unterschrift unter das Schriftstück setzen. Aber mal ehrlich, wer will uns denn im Jahr 2007 nach Christus noch weiß machen, dass die Verbindung zwischen weiblichem Gesang, opernhaften Elementen und druckvollem Metal „einzigartig“ wäre? Daran ändern auch die Tatsache nichts, dass man explizit erwähnt Sängerin Maria Breon habe eine ausgebildete Gesangsstimme. Herzlichen Glückwunsch, das haben andere Frontfrauen wie Simone Simons oder Floor Jansen auch, und von deren Stimmvolumen ist Frau Breon so weit entfernt wie Joey DeMaio vom Grindcore. Auch in kompositorischer Hinsicht muss man sich dem Großteil der anderen Formationen mit Frontfrau geschlagen geben, auch wenn man etwa in „Resurrection“ versucht mit der Schmerzgrenze nicht fernem Pathos und aufgewärmten Soli den Eindruck von großem Kino zu erwecken. Da ist es schon bezeichnend, dass das Highlight dieser Single auf den Namen „Phantom of the Opera“ hört und aus dem gleichnamigen Musical und natürlich nicht aus der Feder von Holyhell stammt. Ich sage es nur ungern, aber würde nicht der ehemalige Manowar-Drummer Rhino bei dieser Band die Felle bearbeiten und würde man nicht im Zuge der Manowar-schen Liveaktivitäten zu jedem Auftritt mitgeschleift werden, diese Band würde vermutlich nie eine der großen Bühnen dieser Welt von nahem sehen. Und das völlig zu recht.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 05.08.2007