HIM "Tears on Tape" / VÖ 26.04.2013

  

Kitsch komm raus, du bist umzingelt. HIM sind zurück mit einem neuen Album und haben ihm den gleichermaßen schmalzigen wie gelungenen Titel "Tears on Tape" verpasst. Wie so oft bei den Finnen gehen Genie und Wahnsinn eine Liaison ein, die sich nicht zuletzt in ihrem einmaligen Bandlogo manifestiert hat.

Doch genug der Äußerlichkeiten und rein ins achte Album der Schlüpferstürmer. Selbiges hat relativ lang auf sich warten lassen, in der Zwischenzeit herrschte auch ein wenig Funkstille, was wohl am krankheitsbedingten Ausfall von Schlagzeuger Mika Karppinen gelegen hat. Inzwischen hat es der "Screamworks"-Nachfolger aber in die Plattenläden geschafft und präsentiert HIM mit ihren typischen Trademarks, bei denen wieder einmal das Mischverhältnis etwas verändert wurde, ohne dabei dem ureigenen Sound den Rücken zu kehren. So ist "Tears on Tape" wieder etwas heftiger geraten und dafür nicht ganz so rockig-poppig wie der zugegebenermaßen überaus gefällige Vorgänger. Man hat also wieder einen kleinen Schritt in Richtung "Venus Doom" gewagt, ohne allerdings dessen sehr hohen Metalfaktor zu wiederholen. Viel mehr sind die Riffs hin und wieder etwas heftiger ausgefallen, wohingegen die Keyboards streckenweise recht weit in den Hintergrund gerückt sind. Vom Titeltrack kann man das fürwahr nicht behaupten, denn der entpuppt sich als leicht verdaulicher, zuckersüßer Ohrwurm mit Massentauglichkeit. Ebenso einfach macht es einem "No Love", ein flotter Rocker in der Tradition von "Right here in my Arms" und "Heartkiller". Hörenswert ist ebenfalls "When Love starts to die", das eine leichte Type O Negative-Note aufweist und die damit einhergehende Schwermut versprüht. Alles nicht wirklich neu im HIM-Universum, aber allemal bewährt und auf durchgängig hohem Niveau. Abgerundet wird das finnische Gothen-Pop-Leckerli durch ein deutlich stilvolleres und weniger befremdliches Cover als es noch beim "Nonnenbildchen" des Vorgängers der Fall war. Solide bis gute Kost also, welche sich die Zielgruppe gerne ins Regal stellen wird und einmal mehr ein Beweis, dass HIM um einiges cooler sind als ihr Ruf. Konsequenterweise hätte "Tears on Tape" jetzt nur noch auf Kassette erscheinen müssen, dann hätte auch die aussterbende Randgruppe der Tape-Trader jubiliert.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de