Her
Enchantment „Darkest“
– Plattenkritik / VÖ 20.12.2005
Wenn
eine Band ihr Debüt mit „Darkest“ betitelt, dann sollte es wohl jedem klar
sein dass weder über Sonnenblumen, fröhlich zwitschernde Vögel oder sonstige
Niedlichkeiten gesungen wird. Vielmehr haben sich Her
Enchantment der dunklen Seite des Lebens verschrieben, was sie aber nicht davon
abhält auf einen musikalisch bunten Stilmix zurückzugreifen.
Von
Death Metal, über Gothic- und Epic Metal, bis hin zu minimalen Black Metal
Einflüssen, muss man für die Soundumschreibung von Her Enchantment so manche
Genreschubladen öffnen. Denn die Holländer lassen sich nicht in eine Ecke drängen,
sondern bedienen sich bei allem was für Abwechslung sorgen und somit die Songs
spannender machen könnte. Egal ob nun der kontrastreiche Wechselgesang zwischen
Death Metal Grunzer Richard und seinem weiblichen Gegenstück Lucy, die harsche
Instrumentierung, die teils rockigen Gitarrensolos, die seltenen Momente
epischer Erhabenheit oder der eine oder andere Tempowechsel, all diese
Komponenten werden auf diesem Album zu einem Ganzen
vermischt. Damit erfinden Her
Enchantment zwar das Rad nicht neu, beweisen aber in der Umsetzung ein durchaus
sicheres Händchen und sorgen somit für einen Homogenen Gesamteindruck. Zwar
muss die Sängerin noch an ihrer Ausdruckskraft arbeiten und die Band noch das
Gespür für wahre Ohrwürmer entdecken, jedoch werden diese kleinen Schwächen
durch den nötigen Einsatz wieder weggemacht. Vor allem der Verzicht auf
jegliche Keyboardmelodie ist in diesem Zusammenhang loben hervorzuheben, da die
Song durch das deutlich an Härte gewinnen. Im Allgemeinen ist die Instrumentale
Umsetzung, wie schon erwähnt eher harsch geraten und die Songs werden meistens
in schnellerer Manier heruntergebolzt, wobei an passender Stelle auch Mal das
Tempo gedrosselt wird. Insbesondere die die fette Gitarrenarbeit inklusive dem
einen oder anderen Gitarrensolo, weiß dabei zu gefallen und es gibt Momenten,
da kann man gar nicht anders als gepflegt zu Headbangen. Zu guter letzte wäre
dann noch die Produktion erwähnenswert, die zwar mächtig aus den Boxen dröhnt
aber dennoch ihre Ecken und Kanten aufweißt, was wiederum den Gesamteindruck
auf eine positive Art unterstützt.
Im
Grossen und Ganzen können Her Enchantment mit ihrem Debütalbum auf ganzer
Linie überzeugen, auch wenn es sich dabei um kein Meisterwerk handelt. Jedoch
bleibt unterm Strich ein durch und durch gelungener Einstieg, der zusätzlich
den nötigen Freiraum für eine Weiterentwicklung lässt, aber dem Hörer
dennoch keine halbgaren Songs vorsetzt. Man kann mit ruhigem Gewissen diesem
Album ein Ohr voll schenken, den Her Enchantment haben ein wenig Aufmerksamkeit
durchaus verdient.
Nando Rohner - www.sounds2move.de / 09.02.2006