Helrunar “Sól“ / VÖ 07.01.2011

 

 

 

Helrunar waren schon immer die etwas andere Pagan bzw. Black Metal Band. Denn textlich setzen die Münsteraner von jeher auf tiefsinnige Lyrik anstatt auf platte Botschaften oder tumbe Parolen. Mit ihrem neuen Werk „Sól“ haben sich Skald Draugir und Alsvartr, die den Kern von Helrunar bilden, nun selbst übertroffen.

 

Ein „Kulturmythisches Psychodrama in drei Akten“ erwartet den Hörer, wobei CD1 „Der Dorn im Nebel“ den ersten Akt und CD2 „Zweige der Erinnerung“ den dritten Akt beinhaltet. Der Zweite Akt besteht in reiner Textform. Zum Inhalt selbst möchte ich wenig vorwegnehmen, denn die Intention der Band ist es, dass jeder Hörer selbst das Wahrgenommene für sich selbst mit Sinn erfüllt. Es sei nur gesagt, dass es alles andere als leichte Kost ist, die da auf den Rezipienten wartet. Walter Benjamin, Dante Alighieri oder Theodor Fontane standen unter anderem Pate. Doch auch als nicht literaturwissenschaftlich bewanderter Metaller kann man mit „Sól“ viel Freude haben. Denn musikalisch ist das dritte offizielle Helrunar-Album ebenfalls allererste Sahne. Die Pagan-Elemente sind weitestgehend verschwunden, düsterer Black Metal - mal rasend schnell, doch meist eher schleppend - bestimmt das Bild. Die von Skald Draugir gesprochenen Tagebucheinträge komplettieren die Weltuntergangsstimmung. Dabei sind einzelne Songs oder Passagen durchaus eingängig. Man nehme nur die langsam in die Hirnwindungen vorkriechende „Nebelspinne“ als Beispiel; oder das brutal alles überdeckende „Aschevolk“; oder den abschließenden, regelrecht hymnischen Titeltrack „Sól“. Und vereinzelt eingestreute Akustikpassagen oder Gastschreie von Drautran-Sänger Blutaar lockern das Ganze zusätzlich auf.

 

Der 90-minütige Endzeittrip ist als limitiertes Artbook zu haben, das mit reichlich stimmungsvollen Illustrationen aufwartet. Regulär im Handel sind die beiden CDs leider nur einzeln zu bekommen. Dies ist auch mein einziger Kritikpunkt. Eine Doppel-CD wäre hier für den Fan nicht nur günstiger sondern auch sinnvoller gewesen.

 

Alexander Dontscheff - www.sounds2move.de / 20.02.2011