Hellsongs „Hymns in the Key of 666“ / VÖ 27.06.2008

 

 

Ulta-Traditionalisten, Hardliner und Szenewächter müssen jetzt ganz stark sein, Ignoranten ebenso. Denn das Göteburger Trio Hellsongs steht zwar auf Metal, interpretiert die ganz großen Klassiker jedoch völlig untypisch, überwiegend balladesk,  aber immer eigenständig.

 

Dabei werden sich Hysteriker schon allein daran aufreiben, dass Evergreens wie „The Tropper“ oder „Paranoid“ von einer Frau und nicht von Bruce Dickinson bzw. Ozzy „Nuschel-Prince of Darkness“ Osbourne gesungen werden. Dabei macht Harriet Ohlsson ihren Job mehr als gut, wobei die Gute des Öfteren leicht nach ihrer britischen Kollegin Kate Nash und vereinzelt sogar ganz dezent an Dolores O Riordan (The Cranberries) erinnert. Rein musikalisch hat man von den Originalen nur die Texte und hin und wieder die eine oder andere bekannte Melodielinie übernommen, was die Coverversionen auf „Hymns in the Key of 666“ nicht auf den ersten Blick als solche zu erkennen gibt. So erkennt man etwa die auf Akustik-Gitarren dargebotene und mit weitestgehend nur gehauchten Vocals ausgestattete Hellsongs-Version von „Run to the Hills“ erst im mehr als signifikanten Refrain. Ebenso ergeht es der für Hellsongs Verhältnisse flott und beschwingt umgesetzten und vom Piano getragenen Version von Megadeths „Symphony of Destruction“. Nicht weniger überraschend ist die sich nach und nach aufbäumende Komposition an Position 4 auf diesem Debüt, die sich erst spät als „Seasons in the Abyss“ von Slayer zu erkennen gibt. Komplett verdreht haben Hellsongs mit „We’re not gonna take it“ auch eine unkaputtbare Stimmungsbombe der Twisted Sisters, welche zur herzzerreißenden Ballade umgepolt wurde und ein bisschen nach den ganz ruhigen, späten Nummern der Cranberries klingt. Übrigens ist keine der hier genannten Ausführungen negativ gemeint, da Hellsongs aus ausnahmslos jeder Nummer eigentlich einen komplett eigenständigen, eigenen Song machen – nur eben mit den berühmten Lyrics aus zweiter Hand.

 

Mit Metal im eigentlichen Sinne hat das Ganze nix mehr zu tun, und es bleibt abzuwarten über welche Distanz – sprich wie viele Alben – das derzeit noch interessante Konzept der Truppe spannend bleibt. Allerdings haben Apocalyptica gezeigt, dass man auch über den Umweg als Coverband zu höheren Erfolgen kommen kann. Im Hier und Jetzt haben Hellsongs ein frisches und ungewöhnliches Album vorgelegt, dem nicht nur aufgeschlossene Metalheads eine Chance geben sollten, sondern das auch das Interesse von Pop- und Alternative Liebhabern wecken könnte und somit als kleiner Brückenschlag zwischen den Szenen herhalten könnte. Das Cover von „Hymns in the Key of 666“ ist für mich jetzt schon Kult – vielleicht kann die Musik es ihm ja schon bald gleichtun.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 29.06.2008