Helloween „Unarmed“ / VÖ 29.01.2010

 

 

 

25 Jahre haben die Hamburger Kürbisköpfe nun auf dem Buckel, eine stolze Zeit, in der Gitarrist Michael Weikath und Bassist Markus Grosskopf mit einigen Wechseln im Line-Up klarkommen mussten und die Bandkarriere somit einer Achterbahnfahrt ähnelt.

Der gravierendste Wechsel war wohl der Ausstieg von Michael Kiske und der Neuanfang mit Andi Deris. Dieser wurde vor allem zu einem wichtigen Songwriter für Helloween, als Sänger aber von vielen Songs nie so recht anerkannt, da er zwar eine unverwechselbare Stimme, aber nicht die technische Klasse eines Kiske besitzt. Ich habe schon die ersten Kommentare von wegen „Verschandelung der Klassiker“ gelesen und das nicht, weil die Band für „Unarmed“ einige ihrer Stücke komplett neu arrangierten und aufnahmen, sondern eben wegen der Defizite beim Gesang. Es spricht für sich, dass die wirklichen Gewinner auf „Unarmed“ bis auf eine Ausnahme Songs sind, welche seit 1994 veröffentlicht wurden. So wird aus „Where The Rain Grows“ ein schönes Lagerfeuerstück, „Forever & One“ wird von einer Powerballade zu einer reinen Piano- / Streicherversion, und „Fallen to Pieces“ erscheint im Loungegewand.

 

So weit so gut, wären da nicht „A Tale That Wasn`t Right“ (Warum hat Herr Deris sich da rangetraut?) und die live schon oft unbefriedigend und hier unspektakulär dargebotenen „Future World“ und „Eagle fly Free“. Hier dürften sich bei einigen Anhängern der Originale die Zehennägel aufrollen. Als nette Ideen zu verbuchen sind die Blechbläser in „Dr. Stein“ und der Kinderchor in „I Want Out“, in dem es ausnahmsweise auch ein erstklassiges E-Gitarrensolo zu hören gibt. Der ganz große Sport ist meiner Meinung nach aber „The Keeper`s Trilogy“, also ein Medley der Songs „Halloween“, „Keeper Of The Seven Keys“ und „The King For a Thousand Years“. Dies wurde mit dem 70 Mann starken Prager Symphonieorchester eingespielt, kommt dementsprechend bombastisch rüber und ohne Gitarren aus. Dieses Stück rechtfertigt insofern als einziges den Kauf dieser Platte, der Rest schwankt eher zwischen „interessant“ und „unnötig“.

 

Nils Obergöker – www.sounds2move.de / 23.02.2010