Helloween "Keeper of the Seven Keys: The Legacy" - Plattenkritik / VÖ: 28.10.2005 

Da ist es also, das am meisten diskutierte Album der letzten Monate. Dabei ging in es den zahlreichen Diskussionen weniger um die Musik, sondern mehr um den Titel. Denn die beiden ersten "Keeper of the Seven Keys"-Scheiben sind nunmal DIE Klassiker des deutschen Melodic Metals. Und da Helloween in letzter Zeit eher durchschnittliches Material abgeliefert haben, machte sich im Vorfeld die Befürchtung breit, dass sie daran nie und nimmer anknüpfen können. Jetzt, wo die Platte draußen ist, sind diese Stimmen sehr schnell verstimmt. Dafür gibt es meines Erachtens nur einen Grund: Die Kritiker haben die Platte gehört, und sie ist, vielleicht entgegen der eigenen Prognose, verdammt gut geworden. 

Genau das ist sie nämlich. "Keeper 3" hat alles, war ein Metal-Album braucht. Gute Melodien, spielerische Raffinesse und die nötige Energie. Und erstmals seit Jahren schaffen es Helloween, all das auf einer Platte zu vereinen. Sogar Andi Deris` bisher eher schwer erträglicher Gesang ist nun richtig gut, und wird durch die tollen Background-Gesänge ("Born On Judgement Day") optimal unterstützt. Michael Weikath und Sascha Gerstner (ex-Freedom Call) an den Gitarren spielen einige wirkliche tolle Gitarrensoli, von denen sich Timo Tolkki mal ein Scheibchen abschneiden sollte. "The Legacy" vereint zum erstenmal seit langem die Stärken aller Helloween-Musiker zu einem homogenen ganzen, dass trotzdem zu keiner Zeit steif wirkt, sondern in jeder Sekunde nach der Bühne schreit. Viele der Songs, wie zum Beispiel "Pleasure Drone" sind wie gemacht für die Bretter, die die Welt bedeuten. 

Das Album kommt als Doppel-CD, und beide Silberlinge werden jeweils von einem Überlänge-Track eröffnet. "The King For a 1000 Years" ist eingefleischten Fans bereits von der Single bekannt. "Occasion Avenue", der Opener der zweiten CD, ist mit seinen 11 Minuten ein gutes Beispiel dafür, dass Helloween offenbar zu alter Stärke zurückgefunden haben. Und für alle jene, die es etwas langsamer mögen, halten Helloween mit "Light the Universe" eine echte Überraschung bereit, denn hier singt niemand geringeres als Canice Night im Duett mit Andi Deris. 

Insgesamt fast 80 Minuten Spielzeit, die jeden Cent wert sind. Fazit: "Keeper 3" wird nie den Status erreichen, den die beiden ersten Alben innehaben. Aber nichtsdestotrotz handelt es sich um das vielleicht beste Album des langsam ausklingenden Jahres 2005. Schade ist nur, dass Kai Hansen und Michael Kiske nicht mitgewirkt haben. Ein Keeper-Album ohne die beiden ist wie ein einzelner Schuh. Zwar ein Markenschuh, aber dennoch fehlt was wichtiges. 

 

Michael Bruns - http://www.sounds2move.de/ / 08.11.2005