Helheim "Heiðindómr ok mótgangr“ / VÖ 27.05.2011


 

 

Fast 20 Jahre dauert nunmehr die Bandgeschichte von Helheim – und diese verlief alles andere als geradlinig. Sind die ersten beiden Alben „Jormundgand“ und „Av Norrøn Ætt“ Legende, quasi unsterbliche Klassiker des norwegischen Black-Viking-Metals, begann danach eine Phase stilistischer Experimentierfreude. Nach den sehr progressiven und kopflastigen Alben „Yersinia Pestis“ und „The Journeys and the Experiences of Death“ hatte ich die Bergener schon fast abgeschrieben. Doch die letztjährige EP „Åsgards Fall“ lies eine gewisse Rückbesinnung auf alte Glanzzeiten erhoffen. Nun liegt das siebte Helheim-Album “Heiðindómr ok mótgangr“ vor, und es hat mich wirklich geflasht. Selbstverständlich darf man nicht den exstatischen Black-Metal mit Extrem-Vocals des Debüts erwarten. Schon eher erinnert es an die erhabenen Kompositionen des Zweitwerks. Natürlich haben die mehr als 15 Jahre, die zwischen beiden Alben liegen, ihre Spuren hinterlassen. Natürlich gehen Helheim heute wesentlich gereifter ans Werk, und natürlich sind auch durchaus noch progressive Elemente vorhanden. Dennoch ist es auf den ersten Ton erkennbar Black-Metal, der hier aus den Boxen tönt (die Vokabel Viking verkneif ich mir, da damit mittlerweile eher Anderes assoziiert wird). Und das Wichtigste: Helheim bieten dem Hörer acht in sich schlüssige Songs an (und ein instrumentelles Outro). Bereits der Opener „Viten og mot (sindighet)“ ist ein kleines, siebeneinhalbminütiges Meisterwerk. Nach dramatisch bedrohlichem Anfang, klassischem Midtempo-Black-Metal-Part folgt ein fantastisches Break zu einem melodischen, mehrminütigen Gitarrensolo. Dieses mündet im getragenen Schlussteil, welcher von einem etwas gewöhnungsbedürftigen Quängelgesang abgeschlossen wird. Grandios geht es mit „Dualitet og ulver“ (in kürzerer Version bereits von der „Åsgards Fall“ EP bekannt) weiter. Ein treibend-eingängiger Mitgeh-Song, wie er Seinesgleichen sucht. Natürlich können nicht alle Stücke diese Klasse halten. Erwähnen will ich aber noch „Viten og mot (årvåkenhet)“ mit schmissigem Satyricon-Riff zu Beginn, ruhigem mit Sprechgesang versehenem Mittelteil und melodischer Speedattacke zum Schluss. Auch interessant sind das ruhige „Element“ mit Wahwah-Gitarre und fast schon Alternative mäßigen Vocals gegen Ende sowie das sehr spezielle „Nauðr“. Während die erste Hälfte schnell nach vorne los geht (mit extrem geilem, treibendem Riff), besteht die zweite Hälfte aus einem zweiminütigen Klagegesang. Inhaltlich steht die vierteilige Reflexion „Viten og mot“ (Wissen und Mut) über verschiedene Tugenden im Mittelpunkt. Helheim versuchen hier ihr heidnisches Weltbild mit der Jetztzeit in Einklang zu bringen.

“Heiðindómr ok mótgangr“ ist ein Album, dass man Hörern der härteren Gangart, die aber auch ein Ohr für Details und liebevolle Arrangements haben, in jedem Fall empfehlen kann.

 

Alexander Dontscheffwww.sounds2move.de