Helangar "Schlafes Bruder" - Plattenkritik / VÖ 26.09.2005

Im Jahre 1992, veröffentlichte der österreichische Schriftsteller Robert Schneider sein Erstlingswerk "Schlafes Bruder". In der Folgezeit entwickelte sich der Roman zu einem Internationalen Erfolg, wobei dieser bis heute in insgesamt 25 Sprachen übersetzt wurde. Die sowohl sensible wie auch wuterfüllte Geschichte des Johannes Elias Alder, der im Alter von 22 Jahren beschloss nie mehr zu schlafen und durch das den Tod fand, lies wohl keinen Leser kalt. So dass drei Jahre nach der Veröffentlichung, die Erzählung auch den Weg auf die große Leinwand fand und mit so mancher Auszeichnung bedachte wurde. Und nun, im Jahre 2005 nehmen sich Helangar diesem Stoff an, haben sich mit der Vertonung von "Schlafes Bruder" ein wahrlich ambitioniertes Ziel gesetzt.

Um eines vorwegzunehmen, möchte ich festhalten dass ich die Leistung die Helangar mit dieser CD vollbringen in vollem Umfang respektierungswürdig finde. Die noch junge Band die 2003 mit "Evening in Valhalla" debütierte, hat sich nämlich nicht nur einem extrem schweren Stoff angenommen, sondern das ganze auch in Eigenregie Umgesetzt. Ohne die finanzielle Rückendeckung durch ein Label, haben Helangar ein Werk erschaffen dass nie und nimmer den Nerv des Maßengschmackes treffen wird. Für das ist "Schlafes Bruder" zu komplex geraten, sowohl auf musikalischer wie auch textlicher Ebene. Hier findet man keine eingängigen Melodien vor, sondern der Hörer wird durchgehend aufs äußerste gefordert. So erweisen sich die Songstrukturen als Komplexe Gebilde, in denen die anspruchsvollen deutschen Texte mit dem nötigen Feingefühl eingebettet wurden. Im Allgemeinen sind die Texte von selten guter Qualität, wobei ich jedem Interessierten dringend raten möchte sich Intensiv mit der Lyrischen Seite von "Schlafes Bruder" auseinanderzusetzen. Denn nur in der Verbindung mit den Texten, dem verstehen des Gesungenen, kann die Musik ihre emotionale Wirkung entfalteten. Vor dem Geistigen Auge des Hörers entstehen Momente voller Freude und Wut, Augenblicke der Schönheit und der tiefsten Verzweiflung die allesamt das Leben von Johannes Elias Alder ausmachten. Doch für das muss man sich mit diesem Werk auseinandersetzen, dem ganzen mehr als nur einen Hördurchlauf schenken und sich mit ganzer Seele der Musik hergeben. Dabei sollte erwähnt werden, das die Instrumentale Umsetzung sehr gelungen und abwechslungsreich ausfällt. Neben der Gitarre, die auch in Akustischer Form zum Einsatz kommt wird zusätzlich auch auf ein Cello, ein Accordeon und ein Bariton zurückgegriffen. Doch auch der Gesang erweist sich fern jeder Eintönigkeit, da den klaren Vocals von Sängerin Lisa Klank mehr als nur einmal die harsche Stimme von Florian Fuss gegenübergestellt wird. Dadurch entsteht ein interessanter Kontrast, der zwar nicht sonderlich Originell wirkt, aber dem Album die nötige emotionale Ausdruckskraft verleiht. Die Instrumentale, Gesangliche und Produktionstechnische Umsetzung, erweist sich zwar nicht als durchgehend Perfekt. Findet man in allen Bereichen kleinere Fehler vor, die dem Album jedoch einen gewissen Charme verleihen und Abstrakterweise zum positiven Gesamteindruck beitragen. Auch sollte man bedenken, dass es sich bei Helangar um noch eine junge Band handelt und man somit auch ein Auge zudrücken darf. Vor allem wenn man bedenkt mit welcher Mühe, mit wie viel Herzblut hier zu werke gegangen wird, um ein Album zu erschaffen das in seiner Komplexität so manche große Band nicht hinbekommen hätte. Somit möchte ich Helangar nicht an kleinen Disharmonien aufhängen, sondern lieber für das erschaffen beglückwünschen und meinen Respekt aussprechen.

Helangar beweisen mit "Schlafes Bruder" auf eindrucksvolle weise, dass auch eine Eigenproduktion Inhaltlich den höchsten Ansprüchen genügen kann. Die Band hat ein Album ersonnen, das allen Liebhabern von anspruchsvoller Musik wohl sehr gefallen wird. Ich persönlich kann und möchte nicht mehr auf "Schlafes Bruder" verzichten, da dieses Album in seinem Gesamten mich bis ins tiefste Innere berührt.

Für alle die sich "Schlafes Bruder" nun besorgen möchten, kann ich einen Besuch auf der Bandhomepage empfehlen und ich hoffe, möglichst viele werden dieser Empfehlung folgen. Denn dieses Album ist es der Wert gekauft und die Band der Wert unterstützt zu werden.

Nando Rohner – www.sounds2move.de/ / 13.12.2005