Hel "Falland Vörandi" - Plattenkritik / VÖ 2.12.2005

Es gibt zwei Arten von Alben, die ich persönlich als besonders schwierig zum besprechen empfinde. Zum einen wären das progressive Werke, deren verschachtelten und vertrackten Songstrukturen sich nur mühsam in Worte fassen lassen und somit auch erheblich Zeit benötigen um sich zu entfalten. Auf der anderen Seite wären da noch Konzeptalben, die nur als Gesamtwerk betrachtet werden können und sich nicht auf einzelnen Highlights reduzieren lassen. Und somit wäre der Übergang zu "Falland Vörandi", dem neusten Werk von Hel, eigentlich schon perfekt getätigt. Denn bei diesem Album handelt es sich nicht nur um ein Konzeptwerk, sondern es offenbart sich auf eine gewisse musikalische Verspieltheit, was wiederum für ein gehoben Anspruchsgrad sorgt.

Lange, über einen Zeitraum von 4 Jahren haben Hel an "Falland Vörandi" herumgefeilt, um ihre Interpretation von Baldurs Tod in eine musikalisches ganzes zu verpacken. Dabei wird der Weg des paganistischen Black Metal beschritten, wobei aber nicht davor zurückgeschreckt wird auch Frauengesang, ruhige und klassische Passagen einzubauen. Somit wird auf "Falland Vörandi" ein Höchstmaß an Abwechslung geboten, wobei die einzelnen Elmente fließend miteinander vermischt werden. Durch das entsteht ein homogener Gesamteindruck, beim dem zusätzlich noch ein musikalisch dramatischer Spannungsbogen zum tragen kommt. So wird das Album rasend eröffnet (Wölwas Runen), gleitet später in eine erhabene Grundstimmung über (Hermodes' Aufbruch), nur um plötzlich mit einem bedrohlichen, von Männer- und Frauengesang gesungenen Stück aufzuwarten (In Helheim) und am Schluss mit einem orchestralern und Gänsehauterzeugenden Finale auszuklingen (Abschied). Für die richtige Umsetzung haben Hel dabei auf eine staatliche Anzahl von Gastmusikern Zurückzugriffen, die im Studio mit Bläser, Violine usw. für die nötige musikalische Vielfalt sorgten. Die Entscheidung dabei auf echte klassische Instrumente zu setzen, muss lobend hervorgehoben werden. Da deren Klang viel wärmerer und lebendiger auffällt, als wenn ein Keyboard jene Instrumente imitieren würde. Und so gewinnen die Songs durch das noch zusätzlich an Substanz, wobei auch die wirklich sehr gute Produktion, die eine angenehme Rauheit übrig lässt, sehr zu gefallen weiß. Das einzige was man kritisieren könnte, ist die Abwesenheit eines wirklichen Ohrwurms. Jedoch sollte man hierbei bedenken dass man "Falland Vörandi" als ganzes betrachten muss, dass jeder Song auf dem anderen aufbaut und kein Stück aus dem musikalischen Kontext gerissen werden darf. Denn Hel haben ein Werk erschaffen, bei dem jede einzelne Melodie essenziell ist und somit zum gelingen des ganzen beiträgt. Die verschiedenen Songstrukturen wollen entdeckt werden, womit eine gewisse Zeit und der Wille sich reinzuhören, für dieses Album unabdingbar ist.

"Falland Vörandi" ist sicherlich kein leichtes Album geworden. Dieses Werk hat seine Ecken und Kannten, schlägt mit einer beachtlichen musikalischen Komplexität zubuche. Doch liegt genau da der Reiz begraben, da dieses Werk alles bietet, nur keine substanzlose Musik. Hel haben mit diesem Album ein anspruchsvolles Gesamtkunstwerk erschaffen, das es dem Hörer zu keinem Zeitpunkt leicht macht. Somit ist "Falland Vörandi" etwas für jene, die vor herausfordernder Musik nicht zurückschrecken und die nötige Muse mitbringen, um "Falland Vörandi" für sich zu entdecken.

Nando Rohner – www.sounds2move.de/ / 06.12.2005