Heidevolk „Velua“ / VÖ 20.03.2015

 

 

Wie würden Heidevolk den Ausstieg von Joris Boghtdrincker verkraften? Das war die Frage, dich ich mir als erstes stellte, als ich mich mit dem neuen Album der Niederländer auseinandersetzte. Schließlich war er nicht nur eine der beiden charismatischen Stimmen, die der Band etwas Unverwechselbares gaben, er war auch eines der wenigen verbliebenen Gründungsmitglieder (nun ist nur noch Schlagzeuger Joost Vellenknotscher übrig). Die gute Nachricht zuerst: Mit Lars NachtBraecker konnte gleichwertiger Ersatz gefunden werden. Heidevolk klingen auf „Velua“ von Anfang bis Ende so, wie nur Heidevolk klingen können: zumeist im zweistimmigen Klargesang fast ausschließlich auf Niederländisch vorgetragene Texte (inhaltlich geht es um das sagenumwobene Waldgebiet Veluwe im Gelderland), dynamischer aber nicht all zu harter Metal mit Folk- und klassischen Elementen. Und der mittlerweile fünfte Longplayer der Jungs aus Arnheim legt gleich richtig gut vor. Der Opener „Winter woede“ reißt richtig mit, bietet eine dynamische mit Growls unterlegte Bridge und wartet gegen Ende auch noch mit einem ruhigen Zwischenpart auf. Bravo! So muss eine Platte starten. Leider kann dieses Topp-Niveau nicht über die gesamte Spielzeit von einer knappen Stunde gehalten werden. Ein paar Füller haben sich schon unter die zwölf Songs geschlichen, die mir insgesamt zu oft im Midtempo verharren. Auch könnte meiner Meinung nach der Growlgesang als dynamisches Element häufiger zum Einsatz kommen. Doch so schlecht, wie es jetzt klingt, ist „Velua“ beileibe nicht. Man findet noch genug gelungene Kompositionen und schöne Arrangements, so dass am Ende jeder Fan der Band zufrieden nach Hause geht. Nennen möchte ich hier als Beispiel den einzigen auf Englisch gesungenen Song „Vinland“, der auch thematisch einen Ausreißer darstellt (Nicht erst seit Type O Negative sollte man wissen, dass Vinland die Bezeichnung der Wikinger für das neu entdeckte Land, das wir heute als Amerika kennen, war). Das Stück könnte jedenfalls vor allem live zum Mitsingen einladen. Weitere Anspieltipps: das stampfende und mit schnellen Parts wechselnde „In het diepst der nacht“, der atmosphärisch düstere Titeltrack oder das gitarrenlastige „Herboren in vlammen“.Unter dem Strich also eine runde Sache, die aber noch Luft nach oben aufweist.

 

 

Alexander Dontscheff - www.sounds2move.de