(hed) pe „New World Orphans“ / VÖ 05.03.2010

 

 

 

Das leicht durchgeknallte Kollektiv (hed) pe gehörte schon immer zu den ungewöhnlichsten Truppen der New Metal Szene, von der man sich übrigens schon längst entfernt hat. Klar ist das hier immer noch in erster Linie Metal, aber dennoch können Jahred „M.C.U.D.“ Gomes und seine Gefolgschaft schon immer ihre Vorliebe für Crossover und Old-School Hip Hop problemlos mit ihren Riffs und der einen oder anderen musikalischen Gewaltwelle kombinieren.

 

Der neueste Streich „New World Orphans“ kommt jetzt auch mal wieder auch in Europa offiziell auf den Markt, nachdem die letzten Scheiben entweder nur als Importe zu haben waren oder man sogar bei den Mailordern lange suchen musste. Eigentlich eine Schande, denn (hed) pe sind nach wie vor eine Band mit einer Message – vorzugsweise einer politischen natürlich. Da liegt es auf der Hand, dass immer wieder Samples auftauchen, bei denen etwa George Bush noch einmal sein Fett weg bekommt. „New World Orphans“ darüber hinaus eindeutig zu beschreiben erweist sich als müßig, da die Kalifornier diesmal womöglich unberechenbarer als jemals zuvor sind. Fans von System of a Down oder Rage Against the Machine werden hier das eine oder anderen ihnen bekannte Element auffinden, was dennoch nur einen Bruchteil im Kosmos dieses Albums darstellt. Beispiel „Family“: Als wäre es das natürlichste auf der Welt, wird hier erst in bester Hardcore-Punk Manier losgewütet, nur um urplötzlich in einen groovigen Rap-Part umzuschwenken. Nicht einmal vor Reggae und Dancehall schrecken (hed) pe zurück, nachzuhören auf „Ordo (AB Chao)“. Metal-Puristen lesen diese Zeilen natürlich längst nicht mehr und haben vermutlich schon angewidert zu einem anderen Artikel weitergeklickt. Wer nicht will, der hat schon, aber dieses Scheibchen klingt in der Tat stimmiger als man meinen könnte. Am ehesten lässt sich „New World Orphans“ noch als ausladende Klangkollage bezeichnen, die vor allem vom Talent des Frontmannes zusammen gehalten wird, der meiner Ansicht nach zu den wenigen gehört, die sowohl als Metal-Shouter als auch als Rapper eine wirklich gute Figur machen. Wer eher einen straighten Einstieg in dieses Album bekommen möchte, dem sei „Tow the Line“ empfohlen. Dieser beschwingte, ja geradezu sommerliche Song versprüht mit seinem mehrstimmigen Singalong-Chorus eine regelrecht fröhliche Stimmung, was im krassen Gegenzug zum textlichen Inhalt über Medienmanipulation nach 9/11 und sinnlosen Kriegen in Nahost steht. Völlig paradox, aber vielleicht genau deshalb so verdammt gut. Crossover ist tot sagen die einen, Rap hat im Metal nix verloren die anderen. Ich sage: Klappe zu, CD rein und hoch die Mundwinkel – so leicht fällt es einem selten, mal so richtig schön uncool zu sein.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 05.03.2010