(Hed) pe "Evolution" / VÖ 25.07.2014

 

 

 

Zur Hochphase des New Metal standen (Hed) pe immer an der Schwelle zu den ganz Großen, ohne den finalen Sprung jedoch zu schaffen. Sie waren die coole, undergroundigere Alternative zu den Superstars des Genres, immer ein bisschen durch, trotzdem aber mit einigen großen Abrissbirnen im Gepäck, die dem Pit augenblicklich Beine machen konnten. Während Korn und die Deftones hier und da zwar kreativ etwas irrlichterten, sich insgesamt aber bis heute auf einem durchaus beachtlichen Level an Erfolg und Beliebtheit halten konnten, trieben Jahred "M.C.U.D." Gomes und seine wechselnden Mitstreiter (einzig Bassist Mark "Mawk" Young ist sonst noch von der Urbesetzung dabei) mal mehr und mal weniger beachtet durch die sieben Weltmeere der harten und alternativen Musik. Das vorletzte Lebenszeichen "New World Orphans" war sogar ein überraschend geiles Album, zwar mal wieder völlig anders als das was man zuvor zu hören bekam, aber doch mit ungeahnten Hit-Qualitäten zwischen Metal, Crossover und dem einen oder anderen Old-School Hip Hop Beat.

 

Dieses zarte Pflänzchen hätte man nun im Idealfall gehegt und gepflegt, wäre dem musikalischen Pfad von "Toe the Line", "Renegade" und "Stay ready" weiter gefolgt, bis sich die neu (oder zurück?) gewonnenen Qualitäten endlich (wieder) herumgesprochen hätten. Quasi auf dem zweiten Bildungsweg hätten (Hed) pe noch einmal für Furore sorgen können. Und dann das. Dann "Evolution". Ihr merkt es schon am inflationären Konjunktiv: Statt besagter Evolution wäre ausnahmsweise mal etwas mehr Stillstand Trumpf gewesen. Stattdessen hat man einen seltsam anmutenden Bastard aus Hardcore, Reggae ("Nowhere2Go", "Let it burn"), Blei-Riffs und was nicht noch allem gebastelt, der irgendwie so überhaupt keinen Sinn ergeben will. Zu allem Überfluss klingt das ganze auch alles andere als zeitgemäß, was bei manchen Bands ja durchaus Charme hat, hier aber eher nach gewollt und nicht gekonnt klingt. So fragt sich selbst der geneigte Fan, der schon einiges gewohnt ist: Was soll das alles? Wer soll sich das anhören und dafür am Ende sogar noch Geld bezahlen? Trotz winziger Anflüge von Hoffnung hier und da (Lupe mitbringen nicht vergessen) ist das hier nämlich alles andere als vergnügungssteuerpflichtig. Die Gitarre klingt durchgehend nach Stangen-B-Ware, das Songwriting wirkt meist konfus und nichtssagend und der Gesang versucht zwar mit durchaus vorhandener Vielseitigkeit zu punkten, trägt durch seine Konzeptlosigkeit und das Fehlen jeder klaren Linie aber keinesfalls zur Entspannung der Lage bei.

 

Oder verfolgen (Hed) pe am Ende einen kongenialen Masterplan, der sich einem erst später erschließt? Leider nein, denn auch wenn man kontinuierlich auf den Aha-Effekt hofft und hinter jeder Biegung die Rückkehr zur Zurechnungsfähigkeit herbeisehnt: Je länger "Evolution" dauert und je weniger Songs übrig bleiben, desto größer ist die Ernüchterung. Vielleicht noch mal durchhören, möglicherweise hat man ja den springenden Punkt überhört oder das Beste verpasst. Vergebens. OK, nach mehreren Durchgängen mag einem vielleicht auffallen, dass "Never alone" gesanglich dezent in Richtung Korn schielt. Aber sonst? Sonst befinden sich die Amis leider im Sturzflug in Richtung Bedeutungslosigkeit mit diesem Album, das mehr nervt als dass es unterhält. Ich geh jetzt "Broke" hören. Und ein bisschen den alten Zeiten nachtrauern.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de