Heaven Shall Burn „Invictus“ / VÖ 21.05.2010

 

 

 

Die Thüringer Heaven Shall Burn sind nicht nur aufgrund ihres stetig wachsenden Erfolges ein Phänomen. Auch bei den Alben aus dem Hause HSB macht man eine konstante Beobachtung, nämlich dass man von jedem neuen Werk auf den ersten Hördurchgang erst einmal ein bisschen erschlagen wird. Die Power und Wucht des Quintetts ist – jedenfalls auf Albumlänge – nicht mal eben auf die Schnell zu verarbeiten.

 

Und das trifft auch auf „Invictus“ zu. Auch hier muss man sich und dem Scheibchen erst einmal 2-3 Rundläufe zugestehen, bevor der „Iconoclast“-Nachfolger nach und nach seinen vollen Charme und alle seine Nuancen entfalten kann. Dann erst erkennt man, dass die Songs nicht nur aus den fiesen, direkt in die Magengrube gehenden Grunts von Fronter Marcus Bischoff und schierer musikalischer Naturgewalt bestehen, sondern der Teufel wie so oft im Detail steckt. So glänzt jeder Song mindestens mit einer tollen Gitarrenmelodien oder einem hörenswerten Riff zwischen den pulsierenden Drums und dem restlichen Soundgewitter, wodurch Heaven Shall Burn quasi fließend zwischen normalem Death und Melodic Death Metal hin und her pendeln. Von Schema F kann trotzdem keine Rede sein, da „Invictus“ zu keinem Zeitpunkt konstruiert oder gar vorhersehbar erscheint. Und auch der eine oder andere Hit gibt sich schon bald zu erkennen, etwa „Buried in forgotten Grounds“, „I am I was I shall be“ und die Göteborg-Verneigung „Return to Sanity“. Ein kleines bisschen Wundertüte steckt neben bekannten Trademarks ebenfalls in dieser Langrille – man höre sich nur den dezent eingeflochtenen Dancebeat in „Combat“ an, der zwar nie Deadlock-Ausmaße annimmt, aber dennoch dieser richtig guten Nummer das Sahnehäubchen aufsetzt. Apropos Deadlock: Die Regensburger sind nicht nur Freunde des Hauses, sondern auch in Form von Sängerin Sabine Weniger und Gitarrist Sebastian Reichl als Gäste mit an Bord, die dem finalen „Given in Death“ ihren Stempel aufdrücken können. Wenn man sich dann noch an den feinen Harmonien von „Buried in forgotten Grounds“ gütlich tun kann, weiß man endgültig, dass Heaven Shall Burn hier abermals ein richtiges Brett vorgelegt haben, das am Jahresende mal wieder weit oben in den Bestenlisten rangieren wird. Vor dieser Konstanz kann man eigentlich nur den Hut ziehen.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 10.05.2010