Heaven and Hell „Neon Knights – Live at Wacken“ DVD / VÖ 12.11.2010

 

 

 

Dio, Dio, Dio. Der Tod des kleinen Mannes mit der großen Stimme bestimmte im Frühsommer alle Gazetten, Blogs, Foren und Stammtische gleichermaßen. In ähnlichem Ausmaß, so schient es, dominiert der US-Amerikaner in der zweiten Jahreshälfte posthum die Plattenläden. Da werden alte Live-Aufnahmen neu rausgeputzt, Feinstein hat gar die letzte Studioaufnahme Dios auf seiner neuen, Jorn Lande und Manowar hauen direkt ganze Tributalben zusammen. Richtig interessant ist für den Fan aber (zumindest meiner Meinung nach) in erster Linie die vorliegende DVD „Neon Knights – Live at Wacken“, zeigt sie den legendären Frontmann von Heaven and Hell doch noch einmal da, wo wir ihn alle am liebsten hatten: Auf der Bühne.

 

Ein Glück, dass die Wackener an sich gern und quasi durchgängig die Kameras bei ihrem Festival mitlaufen lassen, denn so kommen wir jetzt in den Genuss des letzten professionell gefilmten Konzertes von Dio an der Seite von Iommi, Butler und Appice. Der Rahmen hätte kaum passender ausfallen können, die Kuhweiden sind rappelvoll, die Setlist ist geschickt gewählt und das Quartett aus grauen Eminenzen sind ebenfalls gut drauf. Ein gewohnt höflicher Dio ist Gentleman, Kumpeltyp und Respektsperson in Personalunion (O-Ton Appice aus dem Tribute-Teil: „Wir waren Freunde und Bandkollegen, aber ich konnte trotzdem nicht glauben mit Ronnie in der gleichen Band zu spielen. Ich bin schließlich immer noch Fan!“) und darüber hinaus bestens bei Stimme. Gestenreich wird „Children of the Sea“ intoniert, das aktuelle „Bible Black“ kommt mächtig, ebenso „Mob Rules“, und die Klassiker wie die Bandhymne „Heaven and Hell“ überzeugen sowieso. Sehenswert ist zudem das Interview zum 30-Jährigen der Band, etwa wenn Dio davon erzählt, dass nach den ersten Aufnahmesessions zum ersten gemeinsamen Album „Heaven and Hell“ besagter Titelsong einem ersten Feldversuch unterzogen wurde – und zwar im örtlichen Stripclub. Die Erklärung gibt es gratis dazu: „Wenn die Mädels zu der Nummer tanzen können und sie den Leuten gefällt, dann sind wir auf dem richtigen Weg“. Der Sänger sollte Recht behalten, denn Black Sabbath funktionierten, wie sich schnell herausstellen sollte, durchaus auch ohne Ozzy. Überhaupt macht es Spaß dem Dahingeschiedenen noch einmal beim Anekdotenerzählen lauschen zu dürfen, kleinen Geschichten aus dem Nähkästchen eines Mannes, der im Rock N Roll alles gesehen und alles erreicht hat.

 

Fazit: Aus dem bisherigen Reigen aus Post-Dio Produkten ist diese DVD meiner Meinung nach das wertvollste, weil auch aktuellste Dokument. Sehenswert!

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 22.11.2010