Heart „Red Velvet Car“ / VÖ 27.08.2010

 

 

 

Bei den beiden Heart-Musikerinnen Ann und Nancy Wilson von “Mädels” zu sprechen, wäre der Schmeichelei eindeutig zu viel des Guten. Die beiden einstigen Hardrock-Ladys sind inzwischen immerhin schon im gesetzten Alter von 60 bzw. 56 Jahren, könnten somit also ohne Probleme von fast allen Lesern dieses Magazins mindestens die Mutter, in manchen Fällen gar die Großmutter sein. Da scheint es nicht weiter verwunderlich, dass mit „Red Velvet Car“ nun ein Akustikalbum um die Gunst der Hörer buhlt.

 

Man möchte sagen, dass man mit gehobenem Alter langsam aber sicher auch ruhigere Töne anstimmen darf, doch damit würde man Heart, vor allem aber deren Vergangenheit als strahlender Stern am Hardrock-Himmel Mitte der 70er bis Anfang der 80er, nicht gerecht. Es folgten Ausflüge in den Pop, wo man vor allem mit Balladen Hits landete, und später die Rückkehr zu harten Gitarren, wobei zu dem Zeitpunkt der kommerzielle Zenit bereits überschritten war. 1974 gegründet sind Heart dennoch nicht unter zu kriegen und bis heute aktiv, wobei das letzte Studioalbum „Jupiter’s Darling“ bereits 6 Jahre zurück liegt. Jetzt, mit neuer Plattenfirma, soll es also ein Akustikalbum sein und zwar eines, das deutlich hörbar im Folk verwurzelt ist. So ganz können die beiden Damen die Finger allerdings trotzdem nicht von der elektronisch verstärkten Sechssaitigen lassen, was man im charmant altbackenen „W.T.F.“ nachhören kann. Am besten gefällt „Red Velvet Car“ allerdings, wenn mit leicht groovenden Rhythmen und unterstützt von sanften Violinenklängen mit dem Fuß gestampft wird wie in „Queen City“ und Ann Wilson dazu ein bisschen vom Reibeisencharme vergangener Tage mitschwingen lässt. Fürwahr ist nicht jedes Stück auf diesem Album so gelungen, hin und wieder kommt leider ein wenig Langeweile auf, auch weil weniger Höhepunkte gesetzt werden als man es sich als Zuhörer wünschen würde. Entschädigen sollen dafür zwei Bonustracks, die musikalisch wie qualitativ deutlich auseinander gehen. Während „Bootful of Beer“ seinem Namen entsprechend gute Laune bereitet und dabei die Südstaaten hochleben lässt, ist „Closer to the Sun“ eine zurückhaltender instrumentierte Ballade der zu seichten Sorte. Somit ist „Red Velvet Car“ ein Album, in das man definitiv reinhören sollte bevor man es entweder erwirbt oder doch lieber stehen lässt. Kurz gesagt: Geschmackssache.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 22.08.2010