Hate „Morphosis“ / VÖ 04.02.2008

Na, da boxt doch einer den Papst! Hate sind gar nicht so plakativ wie man angesichts des Bandnamens denken könnte. Wir haben es nicht mit bemalten Waldmenschen zu tun, die in ihrem Panzer rumrumpeln und ihre Kunst mit einem Spielzeug-Kinder-Kasettenrekorder aufnehmen, sondern vielmehr mit einer technisch versierten Death Metal Kapelle aus Polen.

Moment mal…Polen? Jenes Land, welches zahlreiche gute Death Metal Bands hervorgebracht hat? Richtig, genau dieses. Hate schließen sich dem widerstands- und nahtlos an. Sicherlich mag es schwierig sein, heutzutage in diesem Genre eine eigene und unverkennbare Stilistik zu entwickeln, und auch bei Hate erinnern manche Riffs latent an Vader und Behemoth, aber dennoch: Versteckte, ruhige Keyboardeffekte heben Hate von anderen Bands ab. Denkt dabei aber nicht in Richtung Vesania oder Crionics, Keyboardeffekte mit einem solch massiven Klangvolumen tauchen bei Hate nicht auf. Aber genug gesabbelt, gehen wir ins Detail: Das 38-minütige Klangmassaker namens „Morphosis“ schraubt dem geneigten Hörer den Schädel ab – so einfach lässt sich die Musik zusammenfassen. Größtenteils regiert also, wie etwa im eigentlichen Opener „Threnody“ der Vorschlaghammer. Gut gefällt mir, dass dieses Lied trotz seiner 6 Minuten Länge recht kompakt und aufgeräumt wird, Hate stampfen nicht simpelst durch die Gegend, verzetteln sich aber auch nicht in unsinnigen Frickelorgien. Groovige Passagen tauchen hier und da auf; wer bis dahin seine Rübe nicht verloren hat, verliert sie spätestens hier. Wer einigermaßen durchhält wird im Laufe des Hörens auf „Omega“ stoßen und dabei sicherlich erst einmal stauen. Akustikgitarren? Trip Hop Beats? Geradezu liebliche Gitarrenmelodien?  Nach diesem unerwarteten Intermezzo wird der Hörer natürlich klassisch auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Jede Lieblichkeit und jede Melodie wird ohne Gnade platt gewalzt. Sehr fein!

Hate gefallen mir. Sicherlich hält sich ihre Kreativität und ihr Innovationswillen in Grenzen, aber nichtsdestotrotz zocken die Herren ihren Death Metal einfach nur so gekonnt und locker runter, so dass es eine  wahre Freude ist, den eigenen Schädel für dieses Album zu opfern.

Christian Stiewe – www.sounds2move.de / 05.02.2008