Hardcore Superstar "HCSS" / VÖ 24.04.2015

 

 

 

Alte Szenefüchse, alter Sound, neue Songs. Auch auf ihrem zehnten Album haben sich Hardcore Superstar dem skandinavischen Rock ´n´ Roll verschrieben. Die dazugehörige Platte heißt "HCSS", womit man sich vermutlich bewusst um ein self-titled Album drückt, immerhin wäre es bereits das zweite seiner Art. Da wäre die Verwirrung vorprogrammiert gewesen, selbst wenn "Hardcore Superstar" schon zehn Jahre auf dem Sleaze-Buckel hat.

 

Und schon muss man relativieren. Alter Sound? Nicht wirklich, denn den Pfad der reinen Rock ´n´ Roll-Spaßkapelle zwischen Göteborg und Sunset Strip verlassen Hardcore Superstar mit diesem Album zumindest teilweise. Stattdessen trifft die Formulierung "alt" eher auf unerwartete Retro-Ausflüge zu als auf "alte Stärken". Dabei kann sich der Auftakt noch durchaus hören lassen: "Don't mean shit" eröffnet schmissig, "Party till I'm gone" schielt auf die gewohnte Attitüde (auch wenn man es mit dem Hall auf dem Gesang zweifelsfrei übertrieben hat) und "The Cemetery" groovt schön aus den Knien. Warum "HCSS" danach so im Sand verläuft ist schwer zu verstehen, zumindest aber in Ansätzen zu klären. Als gewichtiger Anhaltspunkt darf "Fly" herhalten, das nicht nur völlig unverhältnismäßig in Richtung Achtminutenmarke tendiert (ist das noch Punkrock?), sondern bei dem sich Hardcore Superstar, wenn man ehrlich ist, auf ganzer Linie verzockt haben. Wo kommen plötzlich diese völlig verstaubten Classic Rock-Einflüsse her, die durchaus etwas von 70er Kiffer-Berieselung haben? Und überhaupt: Warum klingt dieser Song so unglaublich beschissen? Hat da wirklich Joe Barresi an den Reglern gesessen, ein Mann, der schon mit Coheed and Cambria, Apocalyptica und Bad Religion feine Alben abgeliefert hat? Unglücklich in der Mitte platziert, nimmt dieser Song mal den kompletten Fluss und Drive aus dem Album und überspannt zudem den Geduldsfaden mancher Fans. Dadurch geht dem Zuhörer durch die Lappen, dass hinten raus durchaus noch hörenswertes Material versteckt liegt. Mir fehlt es auf "HCSS" einfach an Aha-Effekten, waschechten Krachern und am passenden Sound, denn auch wenn Rock natürlich nicht perfekt klingen muss, dürfte diese Scheibe gern um einiges mehr knallen anstatt eine Runde in der Waschmaschine zu drehen. In dieser Form haben wir es mit einer Platte zu tun, die relativ schnell wieder in Vergessenheit geraten wird. Jetzt weiß ich wieder, warum ich mich so auf die Rückkehr der Backyard Babies freue... an deren Thron hatte in Abwesenheit scheinbar niemand gesteigertes Interesse. Chance vertan.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de