Hangar “The Reason Of Your Conviction” / VÖ 23.05.2008

 

 

Ist das etwa Amanda Lear, welche uns da in einem seltsam-blechernen Intro mit Streichern entgegenflötet? Die brasilianische Kombo Hangar wurde vor elf Jahren von Aquiles Priester gegründet, welcher Genrefreunden als Drummer von ANGRA bekannt sein dürfte. Die Band spielt demzufolge symphonischen Power Metal mit hohem, klarem, manchmal etwas quäkigen Gesang, recht dünnen Keys, flachen Hooks und Drums sowie einer Portion Speed, also alles wie gehabt in diesem Musiksegment. Die Band möchte außerdem textlich gern etwas zur altbekannten Serienkillerthematik beitragen.

 

Ich weiß nicht. Manches klingt nach Glenn Hughes, anderes nach Angra, dann schimmern Deep Purple durchs Soundgeäst ("Hastiness", vor allem die Orgelpassage, welche sehr geglückt ist übrigens) und auch progressiven Passagen versagt sich diese Band nicht. Das Konzept ist bekannt, Neues kann in diesem Genre nicht hinzugefügt werden. Leider auch nicht das, was man im Marketing als quasi-neu bezeichnet, denn sowohl Gesang als auch orientalische Hooks ("Forgive The Pain") sind bekannt und daher nahezu unhörbar. Haften bleibt nichts. In den letzten zwei Jahren habe ich etwa einhundertfünfzig genau solche Produktionen hören dürfen. Die Unterschiede liegen, wie im Einmann-Black Metal oder Gurgel-Death im marginalen Bereich. Es muss ja Interessenten für diesen Kram geben, allein ich bin keiner. An alte Vicious Rumors, Dio (an den versuchen Hangar natürlich auch zu erinnern, man lausche "Captivity-A House With A Thousand Rooms") oder, um im Jetzt zu bleiben, Circus Maximus, Manticora, Communic oder Symphony X kommen sie nicht annähernd heran, aber die genannten machen ja auch keinen (reinen) Power Metal.

 

Was soll ich sagen, Power Metal stagniert, gebiert nur noch Epigonen von Epigonen. Das ist langweilig und oft lästig, ein Fortschritt muss in diesem Genre unbedingt erzielt werden, sonst haben wir da bald nur noch Rondo Veneziano-Geträller. Das hoch-bombastische, orchestral-kitschige Album ist nur etwas für Komplettisten, andere hören lieber die eben erwähnten Bands, da kommt mehr Freude auf. Ach ja, es ist nicht Amanda Lear. 

 

M.E. – www.sounds2move.de / 11.06.2008