Halestorm „The strange Case of…“ / VÖ 27.04.2012

 

 

 

Viel passender hätte man eine Tour kaum buchen können, als Shinedown Anfang des Jahres mit ihren Landsleuten und Labelmates Halestorm die europäischen Bühnen unsicher gemacht haben. Dabei überschneiden sich nämlich nicht nur Teile der Zielgruppe, sondern auch qualitativ und vor allem in Sachen Ohrwurmfaktor funkt man auf der gleichen Wellenlänge.

Um es auf den Punkt zu bringen: Das zweite Halestorm-Album „The strange Case of…“ kann einiges und gehört für mich knapp hinter dem Überwerk von Shinedown an die Spitze der bisher in diesem Jahr veröffentlichten Rockalben. Das liegt nicht nur an der Vielseitigkeit und Unbekümmertheit der vier Amis, sondern vor allem an den durchweg großartigen Songs. Clever ist zudem die Zusammenstellung der Stücke. Nach einem furiosen Feuerwehrstart mit „Love bites (so do I)“, dem munteren Singalong von „Mz Hyde“ (inklusive einleitendem Volbeat-Riff und dezentem Theory of a Deadman-Feeling) und dem stampfenden „I miss the Misery“, folgt nur wenig später ein waschechter Balladenblock wie man ihn in dieser Form selten findet. Gleich drei Schmachtfetzen setzt es am Stück, beginnend mit dem überragenden und kraftvollen „Beautiful with you“ - dem Quasi-Nachfolger von „Bet U wish U had me back -, gefolgt vom schmeichelnden „In your Room“ mit seinem jugendlich wirkenden Text, bevor „Break in“ als astreine Pianoballade endgültig nach den Feuerzeugen der Zuhörer ruft. Doch es bleibt keine Zeit, um all zu lange den Gedanken nachzuhängen, denn ab jetzt wird wieder gerockt, nämlich mit dem sich steigernden und clever aufgezogenen „Rock Show“, dem wunderbar rau intonierten „Daughter of Darkness“ und dem Gute-Laune-Rocker „YouCallMeABitchLikeItsABadThing“. Den Helden des Classic Rock wird dann noch schnell mit dem Riff von „American Boys“ die Ehrerbietung dargebracht, was übrigens einen interessanten Kontrast zum frechen Text bildet. Das Tüpfelchen auf dem i ist dann noch mal eine entspannte Halbballade namens „Here’s to us“, die gekonnt den Deckel drauf macht. In dieser Nummer findet sich nun wirklich jeder wieder, handelt der Song doch vom Scheitern, wieder Aufstehen und weiter Kämpfen. Klingt banal, ist aber dermaßen universell und zugleich doch persönlich und greifbar, dass man sich geradezu direkt angesprochen fühlt.

Womit wir bei einer letzten Parallele zu den Shinedown-Kollegen wären, denn es soll nicht unerwähnt bleiben, dass Sängerin Lzzy Hale auch als weibliche Antwort auf Brent Smith durchgehen könnte. Das Mädel bringt auf „The strange Case of…“ einfach jeden Song auf den Punkt und trifft dabei jedes mal den Nagel auf den Kopf, egal ob sie ihre beeindruckende Röhre zum Einsatz bringt oder ruhige, gefühlvolle Töne angeschlagen werden. Das allerbeste an Halestorm ist allerdings, dass die Band trotz ihres relativ jungen Alters schlicht und ergreifend dazu in der Lage ist, großartige Songs zu schreiben ohne dabei verkrampft oder gekünstelt zu wirken. Weil dazu auch noch eimerweise Hooks mitgeliefert werden, gibt es kein Entrinnen mehr. Wahnsinnsplatte!

Markus Rutten - www.sounds2move.de