Halestorm „Halestorm“ / VÖ 21.05.2010

 

 

 

Schon wieder neue Piratenabenteuer? Das ging aber fix. Von wegen, ein einziger Buchstabe macht hier nämlich den Unterschied zwischen den schottischen Piraten von Alestorm und den US-Rockerinnen und Rockern Halestorm. Rein musikalisch betrachtet hat man allerdings mal so überhaupt nichts miteinander zu tun.

 

Dafür hört man Halestorm ihre Herkunft schon allein viel zu deutlich an. Geprägt wurde das Kleeblatt definitiv von neuen und alten Helden der Nordamerikanischen Rockgeschichte, wobei man Lizzy Hale und ihren Jungs durchaus attestieren muss, dass sie ihre Hausaufgaben ziemlich gut gemacht haben. Das quasi namenlose Debüt schafft nämlich durchaus gekonnt den Spagat zwischen Glaubwürdigkeit und genug eingängigen Ansätzen, um Szene und Mainstream gleichermaßen auf seine Seite zu ziehen (vgl. Shinedown, allerdings mit etwas weniger moderner Ausrichtung). Ganz nebenbei verneigen sich Halestorm mit der wundervollen Rock-Powerballade „Bet U wish U had me back“ vor der großen Bon Jovi-Schule und präsentieren dem kitschresistenten Rocker in nicht einmal vier Minuten richtig großes Gefühlskino für zwischendurch. Als Gesangspaten könnte Sängerin Lizzy beispielsweise Crucified Barbara, All Ends und Evanescence notieren, womit klar sein dürfte, dass die Brünette weitaus kraftvoller klingt als es die Fotos auf dem Cover und im Booklet von „Halestorm“ vermuten lassen würden (erster Gedanke: „gleich is sie weg gepennt...!“). Währenddessen zeigt sich die Affinität zum 80er Rock vor allem bei der instrumentalen Gestaltung der Songs, etwa anhand des klassischen Eröffnungsriffs von „Love/Hate Heartbreak“. Weitaus härter und insgesamt druckvoller geht es bei „What were you expecting?“ zu, der wohl härtesten Nummer des Albums, die mit „Hey, Hey, Hey“ zum mitgröhlen einlädt und darüber hinaus gesanglich wunderbar rau dargeboten wird, jedoch ohne eine gewisse Eingängigkeit all zu ungestüm zu überfahren. Das hier wäre übrigens auch ein exzellenter Albumtitel gewesen, denn die Frage ist durchaus berechtigt: Was haben wir eigentlich erwartet? Erst einmal nicht all zu viel um ehrlich zu sein, nur um im Anschluss schnellstens positiv überrascht zu werden. Bedenkt man, dass Howard Benson (Papa Roach, Creed, Flyleaf, Theory of a Deadman etc. pp.) hier auf dem Produzentensessel saß, hätte ich es von Anfang an besser wissen müssen.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 20.05.2010