Haggard “Tales from Ithiria “ / VÖ 29.08.2008

 

 

Selbst für Haggard-Verhältnisse – die Band war ja noch nie als Fabrikant von Fließbandware bekannt – war die Produktionszeit für das nun vorliegende vierte Album „Tales of Ithiria“ ziemlich lang. Vier geschlagene Jahre mussten die Fans auf das neue Werk der Klassik-Death-Metaller warten. Dass sich die lange Zeit in einer hörbaren Weiterentwicklung und einem besonders ausgereiften Endprodukt niedergeschlagen hat, möchte ich nur bedingt bejahen. Zuerst einmal ist zu konstatieren, dass die Bayern konzeptionell erstmals neue Wege eingeschlagen haben. Statt erneut historisch begründete Themen zu vertonen (wie in der Vergangenheit die Erlebnisse von Nostradamus oder Galileo Galilei) liegt „Tales of Ithiria“ eine Fantasy-Geschichte zugrunde. In der von Band-Chef Asis Nasseri eigens erschaffenen Welt „Ithiria“ geht es mal wieder um nichts Geringeres als um den ewigen Widerstreit zwischen Gut und Böse. So weit – so unoriginell, aber über den Unterhaltungswert der Geschichte will ich ohne Lektüre des Textheftes fairer weise kein endgültiges Urteil abgeben.

 

Ich beschränke mich also lieber auf die Musik. Hier bleibt festzuhalten, dass es insgesamt fünf neue vollwertige Haggard-Stücke zu bewundern gibt. Zusammen gehalten werden diese von Intros, gesprochenen Texten (die ob ihrer Kürze manchmal leider etwas verloren wirken), Instrumentalstücken und einer Coverversion von „Hijo De La Luna“. Mit letzterem ist wirklich der absolute kreative Tiefpunkt des Albums erreicht, doch zum Glück gibt es auch einige Höhepunkte. Denn die fünf vollwertigen Stücke bieten wieder einmal beste Haggard-Kost. Allen voran ist „The Sleeping Child“ zu nennen, das mit seinem sehr einprägsamen Chorus ein echter Hitkandidat ist und auf der anstehenden Tour bestimmt seinen Platz in der Setlist finden wird. Auch die anderen – teils sehr langen Stücke – sind wieder kleine Meisterwerke geworden, die geschickt mehrere Jahrhunderte Musikgeschichte miteinander verbinden. Asis hat sein Mini-Orchester gut im Griff und auch die Metal-Elemente klingen gewohnt souverän.

 

Unter dem Strich erhält der Haggard-Fan mit „Tales from Ithiria“ 43 Minuten solide Kost, mit vereinzelt herausragenden aber auch einigen nicht so gelungenen Momenten. Gerade angesichts der langen Durststrecke habe ich wohl doch etwas mehr erwartet. Für die Zielgruppe trotzdem ein Pflichtkauf.

 

 

Alexander Dontscheff - www.sounds2move.de / 03.09.2008