Green Carnation „The Acoustic Verses“ – Plattenkritik / VÖ 13.01.2006

WARNUNG: Die nun folgende Albumrezension ist ohne jeglichen kritischen Unterton verfasst, möchte sich lieber als eine Huldigung, als eine Liebeserklärung an ein fantastisches Album verstanden haben. Es wird eine Formulierung herbeigezogen, die vor lebhafter Ausdrucksweise ist, die mit blumigen Worten um sich schlägt und die ihren Ursprung, in der vollkommene Verklärtheit des werten Schreiberlings hat. Somit muss das Weiterlesen auf eigene Gefahr geschehen, denn es kann durchaus sein dass die folgenden Zeilen zum sofortigen Albumkauf animieren.

Nun liegt es also vor, jenes Album auf das ich so lange gewartet habe und dass mit der exzellenten EP „The Burden is Mine…Alone“, einen gewaltigen Schatten vorausgeschickt hat. War die Single schon von musikalisch bestechender Schönheit, so kann man „The Acoustic Verses“ nur als vollumfängliches Meisterwerk bezeichnen. Denn was Green Carnation hier abliefern, dass ist nicht nur ganz grosses Gefühlskino, sondern der Beweis das so wenig, so viel Wirkung haben kann. Auf „The Acoustic Verses“ wird vollkommen auf Rock, auf Metal oder andere Art von lauter Musik verzichtet und ganz und gar die Kunst der leisen Töne, die keinen Strom zum leben brauchen, aufs meisterliche zelebriert. Jeder Song auf „The Acoustic Verses“ ist erfüllt von der puren Essenz der Musik und besitzt eine Seele, die den Hörer Sanft berührt und gerade deswegen bis in die Grundfesten erschüttert. Die Norweger haben es geschafft, ein Album aufzunehmen dass innerhalb der bisherigen Veröffentlichungen als musikalisches Experiment durchgeht, und dennoch eine logische und konsequente Weiterentwicklung darstellt. Zwar lässt sich „The Acoustic Verses“ nicht mit „The Quiet Offspring“ oder einem anderen Album von Green Carnation vergleichen, aber dennoch wird man im Sound die typischen Bandmerkmale wieder finden. Sei es im Song „Maybe“, der zum Schluss hin in psychedelische und progressive Sphären abdriftet, dem Instrumental „Childs Play part 3“, dessen ersten zwei Teile auf „The Quiet Offspring“ vorzufinden sind, oder schlicht und einfach in der unverwechselbaren Stimme von Kjetil Nordhus. Er ist es auch, der den Songs mit seinem geübten und feinsinnigen Stimmorgan eine Zerbrechlichkeit verleiht, die man nur schwer in Worte fassen kann. Seine gesangliche Leistung muss in diesem Zusammenhang als meisterlich eingestuft werden, denn nur wenige Sänger können Emotionen so gut rüberbringen wie es Herr Nordhus hier tut. Aber auch die instrumentale Umsetzung spielt mit Leichtigkeit in der Königsklasse, da in jeder gespielten Note, in jeder gezupften Gitarrensaite soviel Gefühl und Leidenschaft steckt wie es andere Bands in ihrer ganzen Laufbahn nicht hinbekommen. Und wenn dann noch wie z.B. im superben „Alone“, dessen Text übrigens auf einem Gedicht von E.A.Poe basiert, beschwingte Violinen zum Einsatz kommen, dann wird wahrlich musikalische Magie erschaffen. Doch im direkten Vergleich mit dem 15-minütigen und 3-geteilten Song „9-29-045“, erweisen sich alle andern Songs auf „The Acoustic Verses“ als Fingerübungen. Nichts Geringeres als ein Wechselbad der Gefühle dass von bedrückender Nachdenklichkeit, über melancholische Momente, bis hin zu Lebensbejahenden Augenblicken alles aufbietet, wird dem Hörer in diesem Song dargeboten. So und nicht anders muss Musik, wahre und ehrliche Musik klingen und wer nicht spätestens bei diesem Song eine Gänsehaut bekommt, der ist entweder Tod oder verschliesst sich vollkommen der Musik von Green Carnation. Ich für meinen Teil, weile noch unter den Lebenden, haben mein innerstes vollkommen diesem wunderschönen Album geöffnet und kann nur sagen, dass ich keine Strophe von „The Acoustic Verses“ mehr missen möchte.

Auch wenn es überheblich klingen mag, aber für mich ist „The Acoustic Verses“ ein Paradebeispiel für ein Meisterwerk und schon jetzt eines DER Alben 2006. Jeder sollte diesem Album eine Chance geben, denn solche Werke sind selten und sollten von daher auch die nötige, vor allem aber auch die wohlverdiente Aufmerksamkeit erhalten.

Nando Rohner - www.sounds2move.de / 13.02.2006