Graveworm „Ascending Hate“ / VÖ 19.06.2015

 

 

Ein bisschen Bewunderung muss man ja schon haben für eine Band wie Graveworm. Seit bald 20 Jahren spielen die Südtiroler ihren Stiefel runter ohne sich großartig auf Experimente einzulassen (vor zehn Jahren gab es mit „(N)Utopia“ mal eine kleine Midlifecrisis). Stiefel heißt in diesem Fall eine Mischung aus Keyboard-Black Metal der Marke Dimmu Borgir und melodischem Death Metal. Nun liegt mit „Ascending Hate“ das mittlerweile neunte Langeisen vor, und große Überraschungen sollte man nicht erwarten. Zwar gab es 2012 einen kleinen personellen Umbruch – mit Keyboarderin Sabine Mair verließ ein Gründungsmitglied und das optische Aushängeschild die Band, dafür kehrte mit Gitarrist und Songwriter Stefan Unterpertinger ein anderes Gründungsmitglied nach zehn Jahren zurück – doch im Gesamtsound bedeutet das nur Nuancen. Auffällig ist der fette und frische Sound, der aus den Boxen tönt, zudem gelingen einige schöne Gitarrenmelodien und -soli. Anspieltipps sind das zumeist im Melodic Death beheimatete „Blood Torture Death“ mit seinen eingängigen Riffs (ein paar mittelharte Blasts dürfen natürlich auch hier nicht fehlen) und das brachiale „Downfall of Heaven“. Letzteres beginnt mit einem düsteren Intro, Klavierklängen, bevor sich eine sägende Gitarre zu Wort meldet, gefolgt von ein paar Growls baut sich das Ganze nach und nach auf, um bald darauf in wüstem Keyboard unterlegtem Blast-Speed zu münden. Bemerkenswert auch der Rausschmeißer „The Death Anthem“ der  „Nocturnal Hymns“ („As the Angels reacht the Beauty“, 1999) nach über zehn Jahren einen zweiten Teil kredenzt. Hier macht sich der Wiedereinstieg von Stefan Unterpertinger dann doch bemerkbar.

 

Insgesamt bietet das Songwriting viele Wendungen und durchdachte Details, die die Scheibe durchaus zum mehrmaligen Hören prädestinieren. Die schönen Melodien und Brachialitäten – gewürzt von Bandchef Stefan Fioris Growls & Grunts – erwähnte ich bereits. Dass es trotzdem mal wieder nicht zu einem echten Highlight-Album reicht, sondern nur zu einer knappen Stunde solider Dark Metal Unterhaltung liegt neben der Tatsache, dass der Musikstil an sich etwas antiquiert ist, daran, dass es keine echten „Hits“ mit unwiderstehlichem Wiedererkennungswert gibt. Auch auf die eigentlich traditionelle Coverversion wird zumindest auf der regulären Fassung von „Ascending Hate“ verzichtet (Käufer des Digis bekommen Bon Jovis „Runaway" auf die Lauscher). Letztendlich also ein Album, das man sich gerne geben kann. Zum Pflichtprogramm gehört es aber sicherlich nicht.

 

Alexander Dontscheff - www.sounds2move.de