Graupel "Auf alten Wegen" - Plattenkritik / VÖ 19.08.2005

Drei Worte, "Traditionen", "Prinzipien" und "Nostalgie" findet man auf dem CD-Aufdruck von "Auf alten Wegen", dem Debütwerk der Black Metaller Graupel, vor. Dabei sind jene Worte nicht nur hohle Hülsen, sondern umschreiben den Wesenszug des Albums perfekt, das durch und durch vom ursprünglichen Black Metal beseelt ist.

Graupel, die im Jahre 1995 ins schwarzmetallische Leben gerufen wurden, verzichten auf ihrem ersten vollständigen Langeisen auf alles was nicht dem Geiste der alten Schule entspricht. So wird kein Keyboard, kein Frauen- oder Cleangesang oder sonst irgendein Stilmittel der Verweichlichung eingesetzt, um die vorhandenen Songs damit auszuschmücken. Vielmehr wird von Anfang an mit einer tollwütigen Wucht losgelegt, mit messerscharfen Gitarrenriffs und Maschinengewehrschnellen Drumattacken alles in Grund und Boden geholzt, ohne dabei Rücksicht auf Verlusten zu nehmen. So schreit und krächzt sich Sänger Zingultus, der früher im Dienste der deutschen Nagelfar wütetet, sich so dermassen die Lunge aus dem Leib, das wohl jeder BM Fan daran seine wahre Freude haben wird. Auch die Produktion, die durchwegs roh, wie auch schwer hallend aus den Boxen knallt, wird wohl jedem Old School Anhänger zu gefallen wissen. Dabei gelingt das Kunststück, das trotz der gewollt "schlechten" Produktion die Songs sehr hörbar, auf eine Art gar Transparent ausgefallen sind und sich im Gesamtsound etliche Details ausmachen lassen. Auch lässt es sich nicht von der Hand weisen, dass Graupel ihr instrumentales Handwerk überdurchschnittlich gut verstehen und die Songs nicht nur rasend schnell, sonder auch mit der nötigen Finesse darbieten. Vor allem beim 10-Minütigen Epos "Requies Filii" offenbart sich die Gabe, einen rohen Black Metal Song mit Überlänge zu kreieren, ohne dass dabei Langeweile aufkommen mag. Aber auch bei den restlichen Songs beweisen Graupel dass richtig Gespür für guten Black Metal, wobei auch die Textliche Komponente zu überzeugen vermag. So möchte ich es der Band hoch anrechnen, das in den Deutsch vorgetragenen Texten, auf grössere Klischees verzichtet und lieber auf eine gehobene Ausdrucksweise gesetzt wird.

Mit "Auf alten Wegen" liefern Graupel ein Album für alle Fans des ursprünglichen Black Metals ab, haben ein Werk erschaffen das vor allem den Freunden der alten Lehre gefallen wird. Denn Graupel bedienen zu keiner Sekunde den Massengeschmack, sondern zelebrieren ihre Vision von rohem, kaltem und kompromisslosen Black Metal und dies in einer sehr überzeugenden Form. So bleibt unter dem Strich ein "gutes" schwarzmetallisches Album, das wohl für alle Anhänger des Genres durchaus einen Kauf wert sein könnte.

Nando Rohner – www.sounds2move.de/ / 19.10.2005