Grailknights "Dead or Alive" EP / VÖ 18.03.2016

 

 

 

Ich muss ja zugeben, dass ich den Grailknights vor etwa zehn Jahren keine all zu lange Halbwertszeit zugetraut habe. Superheldenkostüme und Klischees, welche Langzeitwirkung könnte das schon haben? Tja, grandios vertippt, mittlerweile hat das Quintett mit so schönen Künstlernamen wie Lord Drumcules (das Instrument erratet ihr nie!) vier Alben, eine Live-DVD und neuerdings eine EP mit Namen "Dead or Alive" auf der Habenseite.

 

Bemerkenswert daran ist, dass man neben dem hirnrissigen "Mittelalter-Power-Rangers"-Image auch musikalisch durchaus etwas zu bieten hat und auf einem soliden Niveau musiziert, was wohl nicht wenig Einfluss darauf hatte, dass die Gralsjäger bis heute die Republik rauf und runter touren dürfen. Auf "Dead or Alive" haben die Hannoveraner vier neue Songs zusammengetragen, zudem gibt es noch das "Superhero Medley", das genau das ist, was der Name suggeriert: Eine launig zusammen geschnippelte Collage aus allerlei prominenten Zeichentrick-Themes ("Saber Rider and the Star Sheriffs", "He-Man", "Turtles", "Power Rangers", "Alvin and the Chipmunks" (sic!)...), in deren Verlauf man außerdem den einen oder anderen Metal-Klassiker anzockt. Spaß ist, was ihr draus macht! Die eigenen Songs fallen weitestgehend unter die Kategorie Power Metal (Musterbeispiel Titeltrack), wobei man auch mal ein bisschen Melodic Death andeutet ("Rise of the Black Knight") oder aber im Midtempo dahin galoppierendem True Metal mit mächtig Pathos das Feld überlässt ("Crimson Shades of Glory", samt Gastbeiträgen von Van Canto). Sänger Sir Optimus Prime, der gleichzeitig auch das letzte verbliebene Originalmitglied ist, lässt mit seinem rauen Timbre in schöner Regelmäßigkeit an Micha Rhein von In Extremo denken - wenn dieser ein vernünftiges Englisch sprechen würde. Die Grailknights haben jedenfalls ihre Nische gefunden, fühlen sich darin pudelwohl, und als Außenstehender weiß man augenblicklich, dass die Jungs sich selbst nicht all zu ernst nehmen und ihnen der Schalk im Nacken sitzt. Damit haben sie den ollen Fellshortträgern Manowar schon mal etwas voraus: Die erzählen nämlich auch einen Haufen Mist, wenn der Tag lang ist. Im Gegensatz zu den Grailknights bleibt aber zu befürchten, dass Joey DeMaio das Meiste von dem was er faselt auch tatsächlich ernst meint.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de