Gorgoroth „Instinctus Bestialis“ / VÖ 12.06.2015

 

 

Wenn man einer Band die böse, misanthropische Black Metal Attitüde abnimmt, dann wohl Gorgoroth. Mehrere Jahre Knast kommen da bei den aktuellen und ehemaligen Mitgliedern der Norweger zusammen, spektakuläre Bühnenshows, die in Verhaftungen endeten und natürlich die absolut räudige und ursprüngliche musikalische Ausrichtung taten ihr Übriges. Nun liegt mit „Instinctus Bestialis“ der zehnte Longplayer in über 20 Jahren Bandgeschichte vor. Und irgendwie habe ich den Verdacht, dass die Bergener so langsam in die Jahre kommen. Vielleicht liegt es am Alter (um das böse Wort Weiterentwicklung zu vermeiden), vielleicht an den ständigen Besetzungswechseln – aber so richtiges Gorgoroth-Feeling will bei den acht neuen Songs nicht aufkommen. Nicht falsch verstehen – die Scheibe bietet wieder mal eine gute halbe Stunde brutale Black Metal Kost. Das beginnt schon beim Opener „Radix Malorum“, der loslegt wie die Feuerwehr. Natürlich ist „Satan“ mal wieder die textlich dominierende Vokabel. Natürlich gibt es immer noch die schleppenden Phasen, die sich mit Raserei abwechseln (Bestes Beispiel „Ad Omnipotens Aeterne Diabolus“, welches eine schicke „Hail Satan“-Mitgröhl-Bridge vorweist). Natürlich gibt es einige gut gemachte Arrangements wie den klassisch angehauchten Einstieg von „Come Night“. Doch insgesamt wirkt das Ganze für Gorgoroth-Verhältnisse zu perfekt. Alles ist fett produziert, jedes Riff sitzt da, wo man es vermutet und es gibt sogar Gitarrensoli zu hören. Hinzukommt, dass der neue Sänger Atterigner zwar solide und brutal klingt, aber einfach nicht dieses wirklich abgründige Charisma eines Gaahls mitbringt. Bestimmt wird es Liebhaber für dieses Album geben, denn die gebotene Musik ist wie gesagt gut. Für mich und meine Erwartungen in den Namen Gorgoroth ist sie aber zu gut. Mit Sachen wie „Destroyer“ oder wenigstens „Twilight of the Idols“ hat das nicht mehr viel zu tun.

 

Alexander Dontscheff - www.sounds2move.de