Gluecifer „Farewell to the Kings of Rock“ / VÖ 30.01.2009

 

 

Gluecifer sind Geschichte – damit erzähle ich dem Rockfan an sich nichts wirklich neues, denn bereits vor dreieinhalb Jahren haben Biff Malibu, Captain Poon und Co. ihre Band zu Grabe getragen. Eben diese Ruhestätte dürfte inzwischen schon ziemlich zugewuchert und verwildert sein, denn die fünf Herrschaften haben ihre Fans verdammt lang auf diese Nachlese warten lassen, was gleich mehrere Effekte hatte.

 

Die sich leider weitestgehend negativ ausgewirkt haben. Zum einen hat der große Verzug Gluecifer im Gedächtnis vieler Interessenten weit nach hinten rutschen lassen und zum anderen war bei den treuesten der Treuen die Erwartung zunehmend gestiegen. Wofür brauchen die so lange? Kommt ein standesgemäßes Überwerk auf uns zu, das einfach Zeit braucht? Als nüchterne Antwort genügt ein schnippiges „Nö“. Natürlich ist die Abschiedsshow aus der Bandheimat Oslo in voller Länge enthalten und auch die komplette Videografie ist enthalten. Dabei klingt der Sound des Mitschnitts wunderbar rau und authentisch, während das Bild nicht mehr als Standard ist und die Schnitte relativ langweilig und wenig spektakulär wirken. Zudem reißt sich das Publikum nicht wirklich ein Bein aus, da sich zumeist nur die ersten paar Reihen bewegen. Hallo? Rock N Roll?! Und dabei spielt die Band ein repräsentatives Set, das vom „Automatic Thrill“ Einstieg bis zu „I got a War“, „Bossheaded“ und „Easy Living“ eigentlich keinen Hit auslässt (allmächtig: „Here come the Pigs“). Die roten Rosen zum Abschied von den Anhängern an die Band sind sicherlich eine schöne Geste, aber wenn man im Vergleich sieht was Kamelot für ein erstklassiges Live-Dokument aus dem gleichen Schauplatz machen konnten, dann ziehen die Rock N Roller leider deutlich den kürzeren. Vielleicht wäre ein reines Live-Album hier die bessere Wahl gewesen. Auch schmerzt es etwas, dass nach dem Abgang der Musiker von der Bühne nur wenige Sekunden aus dem Backstagebereich zu sehen sind. Denn solcherlei Eindrücke hätte ruhig in deutlich höherer Zahl auf „Farewell to the Kings of Rock“ enthalten sein dürfen. Wer solches Material sucht, der sollte lieber zur 2003 erschienenen DVD „Royally Stuffed“ greifen, die ebenfalls eine komplette Live-Show und einen großen Teil der auch auf der jüngsten DVD enthaltenen Musikvideos parat hält. Oder man entscheidet sich doch gleich zum „101 – Ein Jahr auf Tour mit Gluecifer“ betitelten Buch des Gluecifer Frontmanns, der bürgerlich Frithjof Jacobsen heißt. Somit ist „Farewell to the Kings of Rock“ zwar nett, alles in allem aber nur für Fans und Sammler wirklich interessant.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 28.01.2009