Giftig „10.000 Worte“ / VÖ 13.01.2006
Rockmusik mit deutschen Texten hat Hochkonjunktur in
Deutschland. Neben starken Acts wie Wir Sind Helden oder den vor allem bei
Teenies beliebten Silbermond haben auch viele Trittbrettfahrer versucht auf den
Erfolgszug aufzuspringen. Zu denen gehören die Leverkusener Giftig glücklicherweise
nicht.
Die junge Band aus der Pharma-Stadt legt mit „10.000
Worte“ zwar ihr Debütalbum vor, aber wer die Band schon seit Untergrundtagen
kennt, der weiß dass Giftig nicht erst seit gestern auf deutsche Texte bauen. Sängerin
Karina, die alle Texte die sie singt selbst verfasst legt Wert darauf dass
„die Fans auch verstehen was ich ihnen sagen will“, wie sie im
sounds2move-Interview zu Protokoll gibt. Trotzdem wird hier und da auch mal auf
englische Textfragmente zurückgegriffen, wenn es dem Song gut tut. Die Band hat
ganz nebenbei berechtigte Hoffnungen auch im Radio einen Platz zu finden, denn
Giftig klingen auf ihrem Debüt musikalisch vielseitig und durch ein gewisses
Pop-Appeal und viele unwiderstehliche Melodien und Refrains bietet dieses Album
eine Vielzahl potentieller Singles. Die erste Auskopplung „Fallen Angel“ (5
Wochen DAT20 Charts) ist übrigens schon seit Herbst erhältlich. Genau wie die
anderen Stücke auf „10.000 Worte“ handelt es sich dabei um einen echten
Ohrwurm. Egal ob traumhafte Balladen wie „So lange ich lebe“ und „Bis ans
Ende der Welt“ oder aber hart rockende Stücke wie „Befrei meine Seele“,
„Schrei“ oder „Du stoppst mich nicht“ – die Band räumt mit ihrem Mix
aus Gefühl, Emotion und Aggression ein ums andere mal ab. Durch die männlichen
Backing Vocals und Screams der Saitenfraktion Jojo und Dirk, die auf Karinas
wandelbare Stimme treffen hebt sich die Band positiv von den meisten anderen
Bands des Genres ab.
Wem Silbermond textlich zu naiv, Juli zu lahmarschig und
Die Happy mittlerweile zu poppig sind oder wer den guten alten Zeiten der Guano
Apes nachtrauert, der sollte mal ein Auge nach LEV werfen. Was sich dort anbahnt
hat das Potential flächendeckend abzuräumen, weißt ein gesundes Maß Härte
auf und verliert sich textlich nicht wie viele andere in Belanglosigkeit. Die
breite Palette an Einflüssen tut ihr übriges um Giftig schon jetzt eine
deutliche Eigenständigkeit prognostizieren zu können.
Markus Rutten – www.sounds2move.de
/ 05.01.2006