Garbage „Not your Kind of People“ / VÖ 11.05.2012

 

 

 

Wirklich eilig haben es Garbage mit ihrem neuen Album „Not your Kind of People“ nicht gehabt, satte sieben Jahre sind seit „Bleed like me“ ins Land gegangen, unterbrochen einzig von der „Absolute Garbage“ Werkschau. Und natürlich von der ständigen Angst der Fans, ihre Lieblinge könnten den Dienst gänzlich quittieren. Immerhin gab es immer mal wieder mehr oder minder starke Auflösungsgerüchte, und außerdem hatte vor allem Schlagzeuger und Produzent Butch Vig auch abseits der Band mehr als genug zu tun. Alben wie Nirvanas „Nevermind“, „21st Century Breakdown“ von Green Day und „Wasting Light“ von den Foo Fighters weist seine Vita der letzten 20 Jahre auf – und das ist nur eine kleine Auswahl von Vigs Sternstunden.

Auf „Not your Kind of People“ konnte sich der Trommler, der sich auch um die Electro-Sounds und –Loops kümmert, diesmal richtig austoben. Dadurch klingt das erst fünfte Album der Band, die immerhin seit 1993 aktiv ist, auch ziemlich technoid - ein Eindruck, der von den immer mal wieder zum Einsatz kommenden Voice Effects („Automatic systematic Habit“) noch verstärkt wird. Im Extremfall kommt dabei ein Song wie „I hate Love“ heraus, dem die Bezeichnung „Rock“ völlig abhanden kommt. Nicht ganz so wild treiben es Garbage bei „Battle in Me“, das den Spagat zwischen Alternative Rock und Electro schafft, bei dem Schlagzeug und Riffs aber trotzdem recht kalt und damit sehr mechanisch klingen. Insgesamt tönt „Not your Kind of People“ mutig und experimentell und versprüht den Charme einer Indie Band, wie sie auf Studentenpartys gern hoch und runter laufen. Ob Garbage genau da hin wollten ist nicht überliefert, geschafft haben sie es jedenfalls. Als Orientierungshilfe sei vielleicht noch erwähnt, dass manch eingängige Augenblicke an The Birthday Massacre erinnern, natürlich abzüglich deren omnipräsenter Gothic-Affinität.

So finden wir uns nach den ersten zehn Songs irgendwo zwischen Sequenzern, Schrammelgitarren, Synthesizern und dem alles zusammenhaltenden Goldkehlchen von Shirley Manson wieder, während im Hintergrund „Beloved Freak“ für ein harmonisches, beruhigendes Finale sorgt und sich dermaßen bezirzend einschmeichelt, als wollten Garbage sich für die etwaigen Unwegsamkeiten der zurückliegenden knapp 40 Minuten entschuldigen. Aber müssen sie das überhaupt? Fakt ist, dass man mit dieser Ausrichtung nicht unbedingt rechnen konnte. Allerdings weiß man auch, dass der Vierer sich kaum auf eine bestimmte Richtung festnageln lässt und er gerne sein eigenes Ding durchzieht. „Not your Kind of People“ wirkt letztlich irgendwie hin und her gerissen zwischen „unruhig“ und „kraftvoll“, dabei aber überraschenderweise auch in sich geschlossen und – so seltsam einem das anfangs noch erscheinen mag – sogar homogen. Das nennt man Mut zur eigenen Identität, bei dem man einzig den Hitfaktor etwas aus den Augen verloren hat.

Markus Rutten - www.sounds2move.de