Funker Vogt "Navigator" - Plattenkritik / VÖ 05.09.2005

Die Funker sind zurück. Fast drei Jahre nach ihrem letzten Studioalbum, Revivor, erscheint am 5. September der neue Longplayer der Hamelner EBM-Ikonen Funker Vogt: Navigator. Und dieser Titel ist Programm. Gerrit Thomas, Jens Kästel, Kai Schmidt, Björn Böttcher und Frank Schweigert brechen mit ihrem sechsten Studialbum zu neuen musikalischen Ufern auf. Die grafisch adäquat Umsetzung dieses Aufbruchs zeigt das Artwork: Ein U-Boot verlässt den brennenden Hafen und steuert in neue Gewässer. Navigator soll richtungsweisend sein, ein Experiment, dessen Fortsetzung vom Erfolg dieses Albums abhängen wird. Folgerichtig ist Navigator auch nur partiell ein typisches Funker-Vogt-Album. Neben den brachialen Electronummern mit verzerrtem Gesang und dezenten Gitarren, der bekannten Funker-Vogt-Mixtur aus krachender Härte und eingängiger Melodie, finden sich auf Navigator auch Tracks mit viel Melodie, auf denen E-Gitarren verstärkt eingesetzt werden und deren Schwerpunkt auf dem Gesang liegt. Dem Opener Killing Ground, mit seinem poppigen Refrain wohl das eingängiste Stück des ganzen Albums, folgt die Singleauskopplung Fallen Hero, die inhaltliche und musikalische Fortsetzung des Tragic Hero. Stronghold, Thoughts Of A Soldier und insbesondere No Tomorrow beinhalten die schnellen Strukturen, die tekknoiden Beats, die brachiale Härte kombiniert mit eingängigen Melodien, kurz: den bekannten Funker-Vogt-Sound. Der jedoch steuert bei Starfighter, Reject oder House of Sorrow in neue musikalische Gefilde: Ohne ihre musikalischen Wurzeln zu verleugnen, lassen Funker Vogt nunmehr die E-Gitarren, die ja auch schon bei ihren Live-Auftritten eine zentrale Rolle spielen, voll zum Einsatz kommen. Überraschen dürften die Fans deshalb allen voran die Songs Vorwärts und Für Dich: Während das abschließende Vorwärts punkig-rockig nach vorne geht und mit Sicherheit der ungewöhnlichste Funker-Vogt-Song überhaupt ist, ist Für Dich eine sehr persönliche Ballade mit oppulentem Chor.

Zuerst ungewohnt, sind es aber gerade die Stücke mit neueren musikalischen Elementen, die Navigator zu einem abwechslungsreichen und gelungenen Album machen. Richtungsweisend ist es für die Funker allemal: Denn in welchen musikalischen Gefilden sie künftig navigieren werden, hängt vom Erfolg des Albums ab. In gewohnt brachialer Härte mit verzerrtem Gesang und dezentem Gitarreneinsatz oder in softeren Bereichen, mit mehr Gewicht auf Melodie und Gesang oder vielleicht in beiden?

Christine Schams - www.sounds2move.de / 28.08.2005