Frank Zander "Wahnsinn / Zanders Zorn" / VÖ 16.03.2007

"Was in Rob Halfords Namen hat Frank Zander bei sounds2move verloren?", das werden sich wohl nun viele Metalheads fragen und sich verdutzt am langbehaarten Kopf kratzen. Nun, diese Frage wird weder der Nick-Nack-Man, noch der Ur Ur Enkel von Frankenstein und auch nicht King Kong beantworten können. Von daher überspringen wir dies an dieser Stelle ganz einfach, um uns stattdessen lieber den harten Fakten zuzuwenden. Diese bestehen unter anderem daraus, dass die beiden Frank Zander Alben "Wahnsinn" und "Zanders Zorn", die es bisher nur auf Vinyle gab, nun erstmals auch auf CD veröffentlicht werden. Dies in Form einer Doppel-CD, die wiederum in einem liebevoll gemachten Digi-Book inkl. vielen lesenwerten Liner-notes daherkommt. Und somit lasst uns nun auf das Jahr 1974 zurückblicken, auf jenes Jahr in dem alles begann und sprichwörtlich der "Wahnsinn" seinen lauf nahm.

Frank Zander ist für die deutsche Musikszene das was Bathory für die Black- und Viking Metal Szene ist, hat er doch mit seiner kreativen und für damalige Verhältnisse unkonventionellen Musik die Blaupause für eine ganze Szene bzw. für eine ganze Musikrichtung vorgegeben. Ohne sein 1974 veröffentlichtes Debütwerk "Wahnsinn" und dem 1976 nachgeschobenen Nachfolger "Zanders Zorn", würde es heute so manchen Comedy-Act wie auch Bands wie z.B. JBO oder Knorkator nicht geben und die Welt wäre um einiges grauer als sie ohnehin schon ist. Zelebriert Frank Zander doch einen gekonnten Mix aus satirischen wie auch durchwegs schwarzhumorigen Gags und musikalischen Anspielungen auf damals aktuelle Hits wie z.B. "Monster Mash" (im Original von Bobby "Boris" Pickett gesungen), der alles in allem mehr als nur unterhaltsam ausfällt. Dabei kommt man auf beiden Alben in den Genuss von ein paar echten Klassikern des deutschen Liedgutes, wobei natürlich vor allem das wunderbar morbide "Der Ur-Ur-Enkel von Frankenstein", der fast schon Rap "Nick-Nack-Man", das herrlich zweideutige "Splish-Splash-Badewannen-Party" und natürlich das geniale "Oh, Susi (der zensierte Song)", mit dem Herr Zander auch in Wirklichkeit Probleme mit der Zensur bekam, hervorstechen. Aber nicht nur die Songs, sondern auch die immer wieder auftretenden hörspielartigen Zwischenspiele sorgen dafür, das dem geneigten Hörer ein Lächeln auf die Lippen gezaubert wird. Wird in jenen doch mit viel Detailliebe so manch schräges Szenario heraufbeschworen, kann man unter anderem einem zum brüllen komischen Telefonat ("Das Telefonat") dem Gespräch von zwei Hundebesitzern ("Der Hunde-Freund"), einer makaberen Schwimmveranstaltungs-Berichterstattung ("Im Schwimmbad") oder einem missglückten Aprilscherz unter Gaunern ("Wo ist der Schnee?") lauschen. Zusätzlich, um die ohnehin schon gelungene Wiederveröffentlichung noch ein wenig mehr aufzuwerten, wurden beide Alben um je zwei Bonustracks erweitert. Wobei das feuchtfröhliche "Disco-Polka (Englisch Version)", das "Wild Thing" Cover "Erna Nr. 1", das geil groovende "Cpt. Starlight (Englisch Version)" und das schwingende Rock n Roll Stück "Bleib Cool Alter" unter Fans einen absoluten Raritätenstatus besitzen.

Diese beiden Alben machen nicht nur mordsmäßig Spaß, sondern sie besitzen auch etwas was viele Alben heutzutage nicht mehr haben, nämlich ehrlichen und grundsympathischen Charme. Man merkt sowohl "Wahnsinn" wie auch "Zanders Zorn" an, wie viel Liebe und Herzblut Frank Zander damals darin investiert hat. Sicherlich werden viele unserer Leser mit diesen beiden Alben nichts anzufangen wissen, da trotz überarbeitetem Sound beide aus heutiger Sicht altbacken und teils auch angestaubt wirken. Trotzdem möchte ich eine Kaufempfehlung aussprechen, da man sich beim Anhören von "Wahnsinn" und "Zanders Zorn" 100% nicht langweilen wird.

Nando Rohner – www.sounds2move.de / 2007