Fozzy „All that Remains“ – Plattenkritik / VÖ 17.01.2005

Zugegeben, ich war doch ein wenig voreingenommen als ich diese CD erstmalig in Händen hielt. WWE Superstar Chris Jericho versucht sich ja bekanntlich schon seit geraumer Zeit auch als Musiker. Nur sollte der Gute nicht lieber bei seinen Drop-Kicks und seiner „Walls of Jericho“ bleiben?

Befürchtet hatte ich genau das, was dabei herauskommt wenn Jon Bongiovi (als weltbekannter Rockstar) sich aus Langeweile als Schauspieler versucht - Unbeholfen und mit nur einem Bruchteil des Talents, dass ihm für seine Haupttätigkeit gegeben wurde. Aber was soll ich sagen: Chris Jericho hat mich im positiven Sinne überrascht. „All that Remains“ ist ein gut produziertes Album (dank Rick Beato), das nicht nur vielseitig klingt, sondern auch mit namhaften Gastmusikern wie zum Beispiel Gitarrengott Zakk Wylde (Ozzy Osbourne, Black Label Society) oder Marc Termonti (Creed, Alter Bridge) aufwarten kann. Auch wenn bekannt war, dass Jericho nicht erst seit gestern auf Metal und Hard Rock steht, so hätte ich ihm kaum ein solches Album zugetraut.

Gleich der zweite Song „Enemy“ wird von einem flockigen Groove getragen, der den Song vom Gehör ohne Umwege in die Beine trägt. Der erste kleine Hit könnte der Titeltrack „All that Remains“ werden, der nicht nur Freunden von moderner amerikanischer Hard Rock Musik gefallen dürfte. Damit sind zwei Stichworte gefallen, die diese Scheibe ziemlich gut beschreiben – „amerikanisch“ und „modern“. Dass diese Band aus den Staaten kommt merkt man nämlich schon nach sehr kurzer Zeit. Chris Jericho und seine Mannen wühlen auch nicht in der Klischeekiste oder veralteten Songbüchern, sondern liefern auf „All that Remains“ eine würzige Mischung aus verschiedensten Stilen wie dem genannten modernen Hard Rock / Metal mit einer Prise New Metal, aber auch zeitweisen Death-Einflüssen („Born of Anger“). Für alle die unbedingt Bandnamen zur Orientierung brauchen, wobei diese Vergleiche immer nur auf einzelne Songs oder Einflüsse zu beziehen sind, seien mal grob Stained, Stone Sour oder Disturbed und frühe Drowing Pool genannt.

Halten wir fest dass Chris Jericho nicht nur ein begnadeter Sportler ist, sondern auch in der Lage ist anständige Musik der härteren Gangart zu komponieren. Sicher ist „All that Remains“ kein Überalbum, aber dennoch ein zugängliches und kurzweiliges Vergnügen ohne große Ecken und Kanten. Vielleicht gelingt es dem Quintett ja einige Sommerfestivals zu spielen, was mit Sicherheit nicht nur die Fangemeint vergrößert, sondern auch den Bekanntheitsgrad sowie die Verkaufszahlen in unseren Breitengraden ein wenig anhebt. Denn das größte Manko dieser anständigen Scheibe ist meiner Meinung nach der verhältnismäßig unbekannte Name seiner Schöpfer.

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 08.01.2005