Flowing Tears „Invanity – Live in Berlin“ / VÖ 16.11.2007

 

 

Skeptisch. Ich war skeptisch. Sogar sehr. Die Flowing Tears, vor wenigen Jahren die größte Hoffnung im deutschen Gothic Metal, haben sich ihren Weg durch Paragraphen und Verträge gekämpft und bringen nun – mit neuem Label im Rücken – endlich einen „Razorbliss“ Nachfolger an den Start. Doch halt: Von wegen neues Studioalbum. Nur eine Liveplatte.

 

Aber was für eine! Nur knapp 40 Minuten Spielzeit, gerade einmal 9 Stücke. Alles egal, denn hier stimmt so ziemlich alles. Die Band hat 7 eigene Songs ins akustische Gewand gehüllt und dabei ein feines Näschen für stimmige Arrangements bewiesen. „The Marching Sane“ oder etwa „Undying“ kommen auch ohne druckvollen Gitarrensound hervorragend zur Geltung, Helen Vogts tiefe Stimme präsentiert sich in Bestform und die beneidenswerte Akustik der Berliner Passionskirche tut ihr übriges um aus diesem Silberling ein Live-Dokument mit dem gewissen Etwas zu machen. Auch die auf den ersten Blick etwas kurze Spielzeit kann „Invanity“ nicht in die Parade fahren, da das Album auf diese Weise großzügig und wieselflink alle Klippen (sprich Ausfälle oder gar Füllstoff) umschifft. Völlig überraschend entfaltet auch das auf dem Papier für hochgezogene Augenbrauen sorgende Slayer-Cover „Dead Skin Mask“ in der semi-akustischen Fassung einen Sog, den man so nicht unbedingt erwarten konnte. Wenn dann auch noch Johan Edlund (Tiamat) zum finalen, jedoch im Studio und nicht auf der Bühne aufgezeichneten, „The Weeping Song“ (im Original von Nick Cave) ein Gastspiel gibt, kann man getrost vom krönenden Abschluss eines äußerst kurzweiligen Albums sprechen. Als Highlight der Platte möchte ich diesen Song allerdings nicht bezeichnen, da man sonst unweigerlich die umarrangierten Eigenkompositionen aus dem Hause Flowing Tears zurückstufen würde. Das haben „Lovesong for a Dead Child“ und die anderen Stücke jedoch wirklich nicht verdient. Ebenso wie ihre Schöpfer die Vorwürfe sie hätten eine halbgare Alibiveröffentlichung ins Rennen geschickt getrost an sich vorüber ziehen lassen können. Willkommen zurück.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 21.11.2007