Fjoergyn „Sade Et Masoch“ / VÖ 29.06.2007

 

 

Nach mehreren Verzögerungen erscheint in diesen Tagen das neue Fjoergyn Album „Sade Et Masoch“. Lange hat die Metalwelt darauf gewartet; war doch das Debüt „Ernte im Herbst“ für viele Hörer ein hochwertiges Album metallischer Tonkunst. Neu ist nun vor allem, dass auf „Sade Et Masoch“ kein Drumcomputer mehr zu hören ist, sondern ein echter Drummer aus Fleisch und Blut.

 

Darüber hinaus hat sich noch ein bisschen was getan im Hause Fjoergyn. „Sade Et Masoch“ präsentiert sich gitarrenlastiger, zuweilen elektronischer und insgesamt ausgereifter. Das „Prolog“ eröffnet den Reigen mit einer verträumten Melodie. Passend dazu sorgen Doublebasseinsätze für einen interessanten Kontrast. Diese Mischung baut sofort Spannung auf und stimmt den Hörer auf den Rest des Albums ein. „Das Leid des Eichhorn“ bildet nach dem Intro also den 1. „richtigen“ Song – und überzeugt sofort. Hohe Detailverliebtheit, verträumte Melodien, aggressivere Passagen, mehrstimmige Gesangseinlagen, erhabene Momente – alles an Bord. Fjoergyn laufen im Gegensatz zu zahlreichen anderen Bands aber nicht Gefahr, sich in vollkommener Strukturlosigkeit zu verirren. Die Übergänge zwischen den einzelnen Passagen sind sauber und spannend arrangiert. „Masoch“ überzeugt mit einem äußerst gelungenen Refrain, sofern man diese Passage als solchen bezeichnen darf. Denn Fjoergyn bringen zwar eine klare Linie in ihre Musik, agieren aber dennoch recht unkonventionell, wenn es um Songstrukturen geht. Prinzipiell gilt dies für jeden der Songs, nennenswerte Schwächen gibt es nicht auszumachen. Das Album ist klar, beinahe ein wenig zu steril produziert. Dadurch ertönt das Album zwar recht „kalt“, aber so ist es dem Hörer auch möglich, die zahlreichen Details und Spielereien in der Musik zu entdecken.

 

Somit haben mich Fjoergyn überrascht. Ich gehörte nämlich zu den Skeptikern. Für mich war das Debut in Ordnung, aber sicherlich nichts Besonderes. Mit „Sade Et Masoch“ gelingt es Fjoergyn recht eindrucksvoll ihre eigene Spur im breiten Wüst der Metallandschaft zu hinterlassen. Eine Spur, die noch unberührt und neu ist, und dabei größtenteils auf Kreuzungen mit anderen Spuren des Metal verzichtet. Kurz: Eigenständig, individuell und auf höchstem Niveau agierend.

 

Christian Stiewe – www.sounds2move.de / 25.06.2007