Finntroll „Blodsvept“ / VÖ 22.03.2013

  

Als Finntroll Anno 1999 mit ihrem Debüt „Midnattens Widunder“ um die Ecke kamen, war das für mich eine komplett neue musikalische Erfahrung. Harten (Black) Metal mit Folk Elementen hatte es natürlich schon zuvor gegeben, aber zusätzlich kombiniert mit finnischer Polka - inklusive Akkordeon - war schlicht und einfach neu. Nun ist Innovation in der Metal-Welt ein rares Gut und eine Heerschar von Epigonen folgte dem Trend. Zudem gerieten die Finnen in den Ruf, in erster Linie eine Party-Band für besoffene Festivalbesucher zu sein. Doch das wird den schwedisch singenden Trollen nicht gerecht. Was sie auf ihrem neuen, mittlerweile sechsten Longplayer „Blodsvept“ erneut untermauern. Kurz und bündig bekommt der Hörer elf Songs in gut 40 Minuten vor den Latz gehauen, die es in sich haben. Gleich im eröffnenden Titeltrack bricht ein bluttriefendes Ungeheuer durchs Unterholz, das sich als harter Midtempo-Stampfer mit nettem Akustikpart im Mittelteil enttarnt. „Ett Folk Förbannat“ beginnt etwas punkig, entwickelt sich dann aber zum typischsten Finntroll-Song des Albums – gewohnt gute Humppa-Kost. „När Jättar Marschera“ überzeugt durch ein hartes treibendes Riff, erst gegen Ende werden dann wieder die Trolle rausgelassen. Danach überrascht das sehr tanzbare „Mordminnen“ mit einem starken Ska-Einfluss bevor „Rösets Kung“ mit seltsamen Troll-Wechselgesängen (Sesamstraßenmonster???) arbeitet. „Skövlarens Död“ beginnt als ungewöhnlich ruhige Nummer, nimmt aber zusehends an Geschwindigkeit auf. „Skogsdotter“ verbreitet dagegen jede Menge Western-Flair, wie man es eher von den Kumpels von Ensiferum erwartet hätte – doch in jedem Fall geht hier die Post so richtig ab, und am Ende kommt noch eine schön einprägsame Bläsermelodie hinzu. Im fließenden Übergang folgt „Häxbrygd“, ebenfalls mit Bläsereinsatz, ansonsten vergleichsweise unspektakulär. Bei „Två Ormar“ nehmen dann klar die Trolle wieder das Ruder in die Hand, bevor sie sich im Anschluss bei „Fanskapsfylld“ noch einmal so richtig in Hochgeschwindigkeit austoben dürfen. Der letzte Song des Albums „Midvinterdraken“ ist mit über 5 Minuten nicht nur der längste, sondern auch der härteste. Nach Grieg-ähnlichem Intro wartet hier eine kleine Black Metal Hymne auf den Hörern, die zwar toll arrangiert ist aber auch gewisse Längen hat.

Finntroll beweisen mit „Blodsvept“ erneut, dass sie keine reine Party-Band sind, sondern harten Rock machen, der aber dennoch tanzbar ist. Dabei fällt auf, dass diesmal vor allem den Bläsern viel Raum gegeben wurde – mehr Ska als Polka sozusagen. Vielleicht ein wenig kurz geraten, überzeugt das Album aber durch jede Menge neuer Ideen und gutem Songwriting. Der Aufwärtstrend bei Finntroll nach dem eher durchwachsenen „Ur Jordens Djup“ und dem deutlich besseren „Nifelvind“ hält jedenfalls an.

 

Alexander Dontscheff - www.sounds2move.de